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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 260 -
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260 dieses Vaterland gewannen, bestieg der greise Führer Örs ,unseren Daröczer Berg' und ließ den Blick rundum gehen, dann wandte er sein Antlitz der Theiß zu, strich seinen langen weißen Bart in zwei Hälften auseinander und gab, auf diese beiden Hälften deutend, seinen Kriegern den Marschbefehl: „In diesen beiden Richtungen gehet vor und besetzet das Land bis an jenen großen Fluß!" Die Ebene am Fuße der Mätra ist einer der augenfälligsten Beweise für die erfahrungsmäßige Auffassung, „daß das Alföld im Ganzen und Großen eine Mosaik ans stufenförmig zusammengefügten Ebenen ist, deren höherliegende mit unregelmäßig gekrümmten Rändern in die niedriger gelegenen übergleiten". Besagte Ebene erhebt sich von der zwischen 85 bis 90 Meter wechselnden Höhe des Nächstliegenden Theißabschnittes bis zn Höhen von mehr als 170 Meter, so daß sie im Ganzen eine von West zu Ost abschüssige schiefe Fläche bildet; doch ist diese Abschüssigkeit eine so allmälige, daß das Auge sie kaum gewahr wird. Die geradlinige Glätte der Oberfläche erscheint so gleich- mäßig, daß sie im Winter einem übersrorenen, ruhigen Meer, im Sommer einem riesigen gedeckten Tisch gleicht. Eintönig aber oder gar langweilig darf man sie trotzdem nicht nennen, denn es erscheinen ans ihr Wälder und Ortschaften in viel dichterer Folge als in den südlich von hier gelegenen Theilen des Alföld. Auch ist sie, Dauk der Nähe der Gebirge, von Bächen belebt, welche alle entweder der Theiß oder deren größeren Nebeu- flüßcheu zuströmen. Unter diesen Bächen findet sich einer, der Hejö (— kev kol^v heißer Fluß), dessen warmes Wasser selbst der strengste Winter mit keiner Eiskruste zu überziehen vermag. Dieser warme Bach ist der Abfluß der heißen Qnelle Tapolcza, die am Fuße des Bükk entspringt. Das schönste aber auf dieser Ebene ist ihr sommerliches Meer, die „Delibäb"-Luftspiegelung mit ihrem wogenden Seidenglanz, der an jedem sonnenhellen Tage die Ebene überflutet, als solle dadurch für immer die Erinnerung an jenes wirkliche Meer lebendig bleiben, welches einstmals hier gewogt hat, oder als solle die Volkssage Recht behalten, welche die „Delibab" als Fee darstellt, als wunderschöne Königstochter und Braut des Avareuköuigs Esörsz, der einst dieses Land beherrscht habe. Dieser sei vor der Vermählung ins Grab gestiegen, die Fee jedoch habe auch uach seinem Tode nicht aufgehört ihu zu lieben. Sie liebe ihn noch jetzt, kenne aber sein Grab nicht und wandle darum durch die Gegend, es zu suchen. Diese schöne Sage kliugt bei Tompa folgendermaßen: „Seht doch die TNbäb dort!. Wenn Alles hell besonnt, Aufblinkt sie leise bebend Am flachen Horizont. In» Alföld schwanken Fittichs Erscheint und schwindet sie, Sucht Csörsz und seinen Hügel Und findet nie ihn, nie. Und immer noch beweinend. Den einst sie weinend rief, Erfüllt sie rings den Sehkreis Mit Thränenfluten tief."
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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