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M a t y ö s , die sich von König Matthias herleiten, dieser interessante palöczeuähuliche
magyarische Stamm, der, in Dialect und Tracht ganz eigenartig, eine Specialität der
Gegend bildet und Dank seinem Racen-Charakter zu den schönsten des ganzen Alföld gehört.
Das einzige hervorragendere Gebäude dieses hübschen und wohlhabenden Ortes ist seine
stattliche Kirche.
Weiter finden wir Mezö-Keresztes, wo im Jahre 1596 das christliche Heer die
Schlacht gegen Sultan Mohamed III. verlor; zwischen dieser behäbigen Gemeinde von
Landwirthen und der Theiß sind Mezö-Csath, T i sza -Ta r j än , Palkouya und
Aroktö die bemerkenswertheren Orte, sämmtlich mit reichen und wohlbebauten, aber oft
schon durch die Überflutungen der Theiß bedrohten Feldern. Äroktö (Grabenende) liegt,
wie schon sein Name besagt, an dem der Theiß zugekehrten Ende des Csörsz-Grabens.
Jenseits von Tisza-Tarjän gelangt man, nachdem das warme Wasser des Hejö-Baches
überschritten, zur Puszta Mohi, deren Andenken in der Geschichte Ungarns durch den
großen Sieg der Tataren ein so verhängnißvolles ist; sie gehört zur Gemarkung des am
Sajö-User gelegeneu hübschen nnd reichbevölkerten Fleckens Onod. Hier ist jetzt das
bemerkenswertheste Gebäude der Herrensitz der Grafen Erdödy. Von der einstigen Bnrg
Onod, welche im XVII. Jahrhundert, im Besitze der Räköczys, der Schauplatz wichtiger
militärischer Ereignisse war, sind nur noch geringe Trümmer zu seheu.
Die den Fluß entlang wohnenden Leute vom „Theißrücken" bilden eine eigene
Volksclasse, die der Fährleute und Fischer, welche sich auf das Gebaren mit fliegenden
Brücken und Fähren verstehen und, von Geschlecht zu Geschlecht dieser Beschäftigung
obliegend, sich zu einem selbständigen Typus ausgebildet haben. Bei ihnen sind die
uralten Züge leichter zu erkennen als bei dem ackerbautreibenden Volke. Sie sind die
geborenen Köche der volkstümlichen Speise „Haläßlö" (Fischsuppe). Aber auch ihnen geht
es jetzt nicht mehr so gut wie ehemals. Die Theiß ist „verdorben"; früher zogen sie mit
einem Netze 300 bis 400 Pfund Fische heraus, jetzt fangen sie oft tagelang nichts, was der
Rede werth, vor lauter Reguliruug und Dampfschiffen.
Das Uferland der Theiß ist reich an „Adern", „Landspitzen", „Senkungen" und
„Böden", wo die Teichnuß wächst, aber im Sommer auch die Malaria herrscht. Das
Ufer der Theiß mit seinen Weidendickichten, Flutwehren, Überschwemmungsterrains und
einsiedeleimäßigen Fifcherhütteu gibt eiu Bild, wie es uur au diesem ungarischen Ganges
vorkommt.
Dem reisenden Fremden bietet hier vor der Ernte der Ozean von Ähren einen
ungewohnten Anblick. Um diese Zeit ist der Mätra-Grnnd nach allen Seiten ein Ährenmeer.
Denn der Boden ist da aufs glücklichste gemischt. Der Hauptbestandtheil der Mätra ist
der Trachyt, dessen verwitterte Theile als Material für die Bildung des Dammbodens
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch