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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 298 -
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298 lebendes Thier, kein fliegender Vogel, kein laufender Hase, kein Storch, der einein Frosch auspaßt, kein Adler, der aus Beute lauert. Nichts als der gestirnte Himmel nnd das flache grüne Grasfeld. Aber eine Stimme verkündet dennoch das Leben. Das ist der Sang der Lerchen in hoher Luft, der vom Morgengrauen an über die ganze Pnszta hinklingt. Es dauert eine volle Stunde, bis wir in raschem Galopp diese Pnszta durchschneiden, wo kein Pfad und keine Radspur die Richtung weist, bis endlich vor uns am Gesichtskreise die vier Hügel von Zäm auftauchen nnd zwischen ihnen die Ziehbrunnen mit drei Schwengeln, förmlich wie ein Golgatha anzuschauen. An jener Stelle stand einst wirklich die volkreiche Ortschaft Zäm, von der jetzt nur noch die Delibäb träumt; ihr Standort ist durch die steinernen Grnndmaueru der zerstörten Kirche bezeichnet und durch jene Hügel, welche die Gebeine von begrabenen Tausenden decken. Auf dieser Puszta haust die „große Rinderherde" der Stadt. Fünfzehnhundert Kühe mit ihren diesjährigen Kälbern und zahlreichen Stieren. Die Thiere befinden sich im Sommer auf der Weide, im Winter auf den Tanyas oder den Waldweiden. Die Kühe werden nicht gemolken, sie dienen nur der Zucht. Verkauft wird von der Herde nur trieb- weise und oft genug kommt es vor, daß der hinwegbeförderte Trieb von seinem neuen Aufenthaltsort auf die Puszta Zäm zurücktrabt, wobei er sogar die Theiß durchschwimmt. Die ganze „Gnlya" (Herde) schläft in eine ungeheure Masse zusammengeballt, bis die Sonne aufgeht, und gibt keinen Laut von sich, mögen auch die großen Hirtenhuude den Wagen der fremden Ankömmlinge noch so heftig anbellen. Die wunderbaren Variationen des auf der Puszta beobachteten Sonnenaufganges finden ihre Erklärung in denselben Ursachen, welche die Erscheinungen der Delibäb hervor- rufen. Sie sind Wirkungen der Strahlenbrechung in den unteren Luftschichten, welche durch die Ausstrahlung des bei Tage durchwärmten sodahaltigeu Bodens verdünnt werden.- Im ersten Augenblick dräugt sich ein wundersam mächtiger Feuerhügel über den dnnklen Sehkreis empor, um sich im nächsten Augenblick spitz auszugipfelu wie eine Pyramide. Dann verzerrt sich das Sonnenbild zu einem Fünfeck; einen Moment später liegt es wie ein Ei auf der Seite; uoch eine Secunde und es schnürt sich nnten zusammen, so daß es in Pilzform dasteht; hierauf gleicht es uuten einer spitzen Citrone und zu allerletzt verengt es sich ganz oben halssörmig wie eine römische Urne, — nnd während all dieser Ver- wandlungen hat es keinen Glanz, man kann ihnen mit freiem Auge folgen. Man könnte dieses Phänomen „die Fata Morgana der Morgenröthe" nennen. Wenn dann die echte Sonne ihre Strahlen um sich schießt, springt plötzlich das ganze Heer gehörnter Thiere auf und setzt sich, dem Leitthier folgend, in Bewegung nach dem grüueu Gefilde, wobei es in einen Chorus von ununterbrochenem Gebrüll ansbricht, dessen Disharmonie die gewaltigste Symphonie bildet.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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