Seite - 303 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9

303 alles schon für die Cultur gewonnen. Der lose Sand wird gebunden durch die 45.000 Joch betragenden Wälder Csere, Gut und den bei der Stadt gelegenen „großen Wald", in deren Bereiche sich an 17.000 Joch Wiesen nnd Äcker von Privateigenthümern zerstreut finden. Hier sieht man die Landwirthschaft Debreezins, deren System man nicht versteht, wenn man nicht erst jene eigenthümliche Gütergemeinschaft kennen gelernt hat, die sich sonst nirgends im ganzen Lande findet. Die Stadt Debreezin selbst ist nämlich Großgrund- besitzerin; die Oberfläche ihres inneren nnd äußeren Besitzes beträgt 170.000 Joch, zusammen aber mit ihrem auf den Gebieten von Nachbargemeinden befindlichen Grund- besitze volle 20 Quadratmeilen. Aus dem Ertrag dieses ungeheuren Besitzes und der städtischen Beueficien snbventionirt die Stadt alle Kirchen, Schulen, wohlthätigen nnd Bildungsanstalten, Theater, Spitäler und bestreitet überdies die gesummten Verwaltnngs- kosten. Für alles das zahlt der Einwohner von Debreezin keinerlei Gemeindesteuer. Und überdies ist ein Theil des städtischen Grundbesitzes, der „Ondöd", der ans dem besten Culturboden besteht, unter die Bürgerschaft vertheilt, nnd zwar nach dem Verhältniß, daß anf je 8 Klafter im Jnnenbezirk gelegener Hausstelle 300 Klafter „zum Hanse gehörigen Feldes" entfallen. Dies ist das immerwährende Eigenthum jedes „Hauses". Der Acker ging mit dem Hanse. Bis in die letzten Jahre durften weder Haus, noch Feld abgesondert verkauft werden. In derselben Weise dient anch das Holz der großen Waldungen unentgeltlich dem allgemeinen Nutzen; jeder Hausbesitzer nimmt an demselben je nach der Größe seiner Hausstelle theil und hat ebenso seine Weideberechtigung auf dem Hortobagy im Verhältniß zu seinem Besitzthnm. Im Großen und Ganzen ist Debreezin noch heute das, was es einst gewesen, in seinen Einzelheiten freilich ist es ganz neu geschaffen. Die Zaunwälle und ihre aus Lehm