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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 306 -
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306 Auch das Collegium ist nicht mehr, was es einstens war. Die alten eigenthümlichen Einrichtungen sind dem Zeitgeiste zum Opser gefallen. Der ehemalige „Senior" im verschnürten Dolmäuy mit gepudertem Haar und dreieckigem Hut ist nur noch in der Bibliothek der Schule als Bild zu sehen. Dort stehen anch der berühmte „große Stock" uud der „kleine Stock"; es gibt noch jetzt Studenten, die das siebzehn Pfund schwere „Gerundium" (wie man den ersteren nannte) mit einer Hand zu heben versuchen, aber der Ruf armu!« erschallt uicht mehr, der die „Machinisten" zum Löschen der Feuers- brunst weckte, einer Arbeit, welche jetzt durch das ständige Löschcorps besorgt wird. Anch die „Toga" wird nicht mehr getragen und ebensowenig die Marderpelzmütze und der dreieckige „Schabbesdeckel" (so hieß er officiell) und der spätere schiesgehaute „Figaro", diese Uniform, welche die „Lateiner" plagte; und mit dieser Tracht sind auch jene zahl- reichen Anekdoten verschollen, welche über den stets witzigen, stets verschmitzten Jnternats- schüler, den wandernden „Legaten" und „Mendieanteu" (Ikssäws, inenäiküs) umliefen, und über jene Zeit, wo der Student in kein Theater und keine Tanzunterhaltung gehen und Nachts das Collegium nicht verlassen durfte, was er aber dennoch that, indem er einfach über die hohe Steinmauer sprang. Aus diesem Collegium ist im Laufe der Jahr- hunderte eine ganze Phalanx ungarischer Gelehrten hervorgegangen. Im Jahre 1550 wurde die Schule in ein protestantisches Colleg umgewandelt. Acht Jahre später wurde Peter Melius von Wittenberg berufen, der es zur Blüte erhob. Der vou Kaschau hierher geslüchtete Gallus Huszär brachte seine Druckerpresse mit und im Jahre 1563 errichtete auch die Stadt eine uoch heute bestehende Druckerei; von da an wurde Debreezin, wie die Schrift sagt: „die erleuchtende Lampe Ungarns und Sieben- bürgens". Diese Buchdruckerei ist noch jetzt Eigenthum der Stadt. Noch größer wurde der Aufschwung, als um die Mitte des XVII. Jahrhunderts die Türken Großwardein besetzten; das dortige Collegium verödete uud seine Lehrer und Schüler fanden in Debreezin ein neues Helieon. Dann verschmolz noch das im Kriege vernichtete Colleg von Papa mit dem von Debreezin, während das von Särospatak uach Siebenbürgen wanderte; so war eine Zeitlang diese Hochschule die einzige reformirte in ganz Ungarn. Unter dem berühmten Arithmetiker Maröthy stieg auch ihr geistiges Niveau höher. Vom Beginn dieses Jahr- hunderts an wurdeu schon sämmtlicheLehrgegenstände in magyarischer Sprache vorgetragen, mit Ausnahme der Jurisprudenz, welche lateinisch verblieb. Unter den vielen hervorragenden Professoren war einer, dessen Namen sogar die Volkssage verewigt hat, nämlich Stesan Hatvani, der „ungarische Faust". Da der Sagenkreis, in dessen Mittelpunkt er steht, unseres Wissens die einzige Teufelssage von ealviuistischem Ursprung enthält, wird es nicht überflüssig sein, sie hier einznslechten. Die Bolkssage macht Hatvani zum Zauberfürsten der Geister, der mittelst eines großen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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