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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 315 -
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315 Lebeiisblut aus gesunde» Geldinstituten, Sparcassen uud Banken. Debreczin, das vordem in zwei Comitaten gelegen war, hat jetzt nicht nur seine selbständige Jurisdiktion, sondern ist auch die Hauptstadt eines neu geschaffenen Comitates (Hajdu), daher zugleich Sitz der städtischen und Comitatsverwaltnng, mehrerer Staatsämter, des Commandos der Houved- Brigade und Wohnort einer großen Zahl von Professoren, Advocaten, Ärzten, Kaufleuten, Technikern u. s. w. Eine zu so hoher Bildungsstufe gelaugte Gesellschaftsclasse hält natürlich auch in ihren Unterhaltungen und Institutionen gleichen Schritt mit den großstädtischen Vorbildern, und so hat denn Debreczin sein Casino, einige Lesevereine, mehrere wohlthätige Vereine, eine Handels- nnd Gewerbekammer, einen Gartenbauvereiu, Musikvereiu, Theater- verein, Rennverein, eine Schützengesellschaft und eine Advocatenkammer. Der Fortschritt von Comfort und gutem Geschmack zeigt sich unter Anderem in der prächtigen neuen Szikoray'schen Badeanstalt mit elektrischer Beleuchtung, mit der sich wenige im Lande, ja in der ganzen Monarchie messen können, nnd in den ganz auf europäischem Niveau stehenden Hotels. Debreczin entsendet drei Abgeordnete in den Reichstag. Auch ist die Stadt der ständige Bischofssitz des reformirten Kirchendistrictes jenseits der Theiß (das Hans des Bischofs steht auf dem Hauptplatze neben der Domkirche) und überdies wählt ihre reformirte Kirche vier ordentliche Seelsorger. So finden sich in Debreczin uralte Überlieferungen und die Errnngenfchaften der Neuzeit dicht nebeneinander: die knarrende Trockenmühle neben der mit reichen Dividenden gesegneten Dampfmühle, das mit der Hane des „Stiefelmachers" bearbeitete Kukuruzfeld neben der Mnsterwirthschaft, welche alle Culturpflanzeu hervorbringt, der Weingarten des Sandbodens, der nnr saueres Gewächs erzengt, neben der französischen Feinobstgärtnerei, das Vollblutgestüt und der Karrengaul, der nicht ,16- (Pferd), sondern im Dialect heißt, der ,pere»rinus«, der Winkelschreiber und das Mitglied der Akademie, der Groß- händler nnd der Roßkamm, die Höhen und die Tiefen der ungarischen Gesellschaft, die aber in jedem Blutstropfen magyarisch und selbstgemacht ist. Was in ihr gefallfam und was rauh ist, das hat sich Alles aus dem einen unvermischten magyarischen Element entwickelt. Dieses urwüchsige, kerumagyarische Volk lebt noch besonders in gewissen Debreeziner Charakterfiguren. Wir lassen die wissenschaftlich gebildete Classe beiseite, welche sich weder durch ihre Cultur, noch dnrch Tracht oder Lebensweise im Geringsten von der der andern großen Städte Ungarns unterscheidet nnd überaus zahlreich ist; nur die volksthümlichen Figuren solleu uns hier beschäftigen. Allen voran schreitet der „Civis-Bürger" von Debreczin (wie er sich gerne nennen läßt), der Herr des Hauses und der Außenbesitzungen. Er ist eine stämmige, in der Taille kräftige Gestalt, in der Jugend schlank und stramm gewachsen, das Angesicht ernst, nicht immer zum Lacheu geneigt, sein gerundetes Wesen kommt nur vom guteil Lebe»; was er
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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