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von Szatmär selbst. Ursprünglich eine deutsche Ansiedlnng, und zwar offenbar eine der
frühesten, ist es längst magyarisch geworden. König Andreas II. sagt in seinem 1230
den Bewohnern von Szatmär ertheilten, mit vergoldeter Siegelkapsel versehenen Diplom,
daß seine geliebten und getreuen „Gäste", die am Szamosflnsse wohnenden Deutschen
von Zotmär sich als IiosMes der Königin Gisela (Keysla) bekennen, und verleiht ihnen
zugleich neue Freiheiten unter der Bedingung, daß sie den König und seinen Hofstaat
während ihrer Aufenthalte daselbst Mittags und Abends zu verpflegen haben. Szatmär
war nämlich schon seit den ältesten Zeiten, besonders unter der Herrschaft des Ärpäd'scheu
Hauses, die Einbruchsstelle für die ungeheuren königlichen Jagdgebiete, welche im damals
ziemlich nnbevölkerten Osten des Landes gelegen waren. Bei diesen königlichen Jagden
bildete die Verpflegung des Hofes, der königlichen Jäger, Vogelwärter, Falkner und so
fort keine geringe Last. In Kiräly-Daröcz wohnten, wie die Urkunden bezeugen,
königliche Falkeniere (äraueai-ii), die Einwohner von Nemeti aber werden noch am
Anfang des XIV. Jahrhunderts als königliche Jäger (venawres i-egü) erwähnt. Und
auch die Stadt Szatmär selbst befaßte sich mit der Zucht uud Abrichtuug von Jagd-
falken, die sie den Königinen von Ungarn verehrte.
Eine größere geschichtliche Rolle spielte Szatmär nach der Niederlage bei Mohäcs.
1535 wurde die Festung nach blutigem Sturm durch Gotthard Kuu, den Feldhauptmann
Zäpolyas, für diesen Fürsten erobert, doch fand Knn selbst während des Sturmes deu
Heldentod. Die Stadt war dann bald im Besitz der Zäpolya'scheu, bald der Ferdinand'schen
Partei. 1543 schenkte sie Ferdinand den Bäthorys, welche die Burg zu einer Festung
ersten Ranges ausbauten; als solche hat sie die Einwohner des Eomitats, welche sich vor
allerlei verheerenden Feinden hinter ihre Mauern flüchteten, oft genug gerettet. In den
Glaubenskämpfen der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts war die Stadt sammt der
ganzen Gegend in den Händen der siebenbürgischen Fürsten, Gabriel Bethlens und später
Georg Näköczys I. Nach dem unglücklichen polnischen Feldzug Georg Räköczys II. fiel
Szatmär wieder au Leopold und wurde ueuerdiugs befestigt, da das Schicksal dieses
Landestheils am Besitz der Festung hing. Durch die verschiedenen Belagerungen litt nicht
nur die Besatzung, sondern auch die Bevölkerung der Stadt, die sich oftmals tapfer mit
gewaffneter Hand an der Vertheidigung betheiligte. Auch der Beginn des XVIII. Jahr-
hunderts brachte traurige Zeiten. Zu Anfang des Räköczy'schen Aufstandes wurde Szatmär
durch die deutsche Besatzung dem Räköczy'schen Heerführer übergeben uud durch Kurutzeu
uud Labanczen um die Wette verheert. Die vollständig ausgeplünderte und darüber
erbitterte Bevölkerung verließ ihren Wohnsitz und bezog Hütten in den mehr als zwei
Meilen entfernten Weinbergen von Szatmär, von wo sie erst nach Jahren zögernd heim-
kehrte. Zur Zeit dieser Kämpfe hatten übrigens die Handwerker der Stadt die Scharen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch