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Schleifung verurthcilt und ein großer Theil ihrer gewaltigen Steinquadern in die Kirchen
und Hänser der Umgegend verbaut. Aus den Steinen dieser Burg ist zum Beispiel die
Minoritenkirche zu Nylr-Bator aufgeführt. Schon im Jahre 1730 war sie gänzlich verödet.
Ihr Terrain haben neuestens die Grafen Kärolyi dem Marktflecken Ecsed geschenkt, zur
Anlage eines Ortssriedhofes. Kaum eine halbe Meile von der Ecseder Burg stand im
Moore noch eine zweite Burg, Sarvär, und zwar auf einem langen und hohen Erdrücken.
Bei Gelegenheit der neuesten Nachgrabungen fand man daselbst außer Backsteinen auch
behauene Steine und marmorne Sänlencapitäle. Und nahe dabei gibt es wiederum eine
Ruine, welche das Volk noch heute liemete (Einsiedler) nennt. Welche bedeutende
geologische Wandlungen das Ecseder Moor selbst noch im letzten Jahrhundert durch-
gemacht hat, ist aus einer Vergleichnng des Berichtes von Anton Szirmay mit dem
jetzigen Zustand ersichtlich. Szirmay sagt, die Burg Sarvär habe sich seit Menschen-
gedeukeu zum ersten Male in dem äußerst trockenen Jahre 1794 gezeigt. Jetzt aber wächst
über den Trümmern von Sarvär der schönste Mais.
Schon seit Beginn des XVIII. Jahrhunderts wandte die Kunst der Ingenieure viel
Mühe und Kosten daran, die Sümpfe des Ecseder Moores in fruchtbares Land zu ver-
wandeln. Und in der That ist das Moor stark zusammengeschrumpft, trotzt aber noch immer
der Menschenkraft. Eine größere Gefahr droht ihm seit vier bis fünf Jahren, seitdem man
der Kraszna ein gerades Bett von Kis-Majteny bis Ocsva gegraben hat. Aber im Herbst
und Frühling, wenn das Steigen der Kraszna und der Grundwässer die schwammartigen
Röhrichtstrecken, die Sümpfe und Senken des Moores zum Strotzen bringt, kommt es
auch jetzt noch vor, daß das geschwellte Wasser die Schichten des Moores hebt. Dann
zeigt sich auch das Moor in seiner eigensten, ursprünglichen Gestalt mit allen Regungen
seines eigenthümlichen Lebens.
Denn nicht Wald, noch Teich, noch der ertragsreichste Boden nährt so viel thierisches
und pflanzliches Leben als das Moor. Tausende von Wasservögeln der verschiedensten
Art bedecken es und finden darin ihre Nahrung. Verschiedene Arten der Wildgänse,
sämmtliche bei uns vorkommenden Arten der Wildenten und Reiher, den Silberreiher nicht
ausgenommen, der Sumpf- oder Fischadler, der Rohrbussard und Rohrsperling finden
darin einen gedeckten Tisch. Naht etwa ein Jäger, so warnt sie mit lautem Gekreisch die
Möve oder der Kiebitz, diese Wachposten und Warner ihrer gefiederten Brüder. An die
Vögel und ihre Nester schleichen sich auch die Raubthiere des Festlandes an: Wolf,
Fuchs, Iltis, und den Fischen stellt die Fischotter nach. Das stellenweise klare,
anderwärts schlammige Wasser zwischen dem Gestrüpp, dem Dickicht abgeschnittener und
abgebrannter Rohrstrünke ist mit Schlangen, Fröschen, Sumpffischen, Wasserkäfern,
seltsam uugethümem Gewürm, Blutegeln belebt, während unterschiedliche Arten von
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch