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aber er wird durch die religiösen und nationalen Erinnerungen, die sich daran knüpfen,
noch bedeutend erhöht.
Die Hauptstatiou der Eisenbahn befindet sich am rechten Ufer der Körös im Stadt-
theil Olaszi, dessen Name schon im XII. Jahrhundert erwähnt wird. Seine Bewohner
dürften Italiener (ungarisch: vlas^) gewesen sein, die ja auch bei der Entstehung der
Städte Gran und Stuhlweißenburg ihre Rolle gespielt haben.
Tritt man aus dem Bahnhofe, so sieht man gegenüber die römisch-katholische Dom-
kirche mit ihren beiden Thürmen. Neben ihr erhebt sich auf der einen Seite der bischöfliche
Palast, auf der anderen die „Kapitelzeile" und das Priestersemiuar. Das letztere zn
erweitern und darin eine schöne Kapelle einzurichten, war die erste Sorge des Bischofs
Schlanch. In dem Garten zwischen dem bischöflichen Palast und dem Bahnhofe wird das
Museum für die Jpolyi'sche Sammlung und die Kunstgegenstände des historischen Vereins
des Biharer Comitates erbaut werden.
Vom Bahnhos aus führt eine mit Lindenreihen besetzte, 1 Kilometer lange gerade
Straße am Hospital des Biharer Comitats vorbei zur Brücke des Paris-Bachs, wo
sie sich in zwei Straßen gabelt. Die eine zieht linker Hand im Halbbogen zur große»
Körös-Brücke nnd jenseits derselben wieder links ab gegen Klansenbnrg hin, geradeaus
aber an der Festung vorbei zu den warmen Bädern. Die Straße rechter Hand geht als
Hauptstraße durch ganz Olaszi, das sich überall bis an die Körös erstreckt, nnd dann über
die kleine Körös-Brücke bis znin St. Ladislaus-Platz.
Die Mitte zwischen diesen beiden Hauptstraßen nimmt die Szechenyi-Promenade
ein, um die sich das Comitats- und Stadthaus, an der Stelle des einstigen Jesniten-
eolleginms das Knaben-Erziehuugsinstitut der Griechisch-Katholischen und das Hotel
Szechenyi gruppiren. Daselbst befindet sich auch das Stammhaus der Familie Tisza;
hier wurde (1830) Koloman Tisza geboren, der jetzige Depntirte der Stadt und durch
anderthalb Jahrzehute Ministerpräsident Ungarns. Dem Tisza'schen Hause benachbart
steht die schon erwähnte alte kleine Domkirche und hinter ihr zeigt sich die 1784 gebante
resormirte Kirche mit ihrem hübschen Thurme. Der erste Pfarrer an derselben war Josef
Keresztefi, von dem sich interessante Memoiren über seine Zeit erhalten haben.
Gleich am Anfang der Hauptstraße erhebt sich links das Ordens- und Krankenhaus
der Barmherzigen und gegenüber demselben die römisch-katholische Pfarrkirche von Olaszi.
Weiter unten, rechts, finden wir das Ursnlinerinnenkloster mit großer Mädchen-Erziehungs-
anstalt; noch weiterhin auf derselben Seite die zweithürmige Kirche der Prämonstratenser,
ehemals der Panliner; neben dieser das Gebäude des Obergymnasiums und der Rechts-
akademie; hinter diesem steht in einem bescheidenen Gäßchen das Geburtshaus von Eduard
Szigligeti, einem der vorzüglichsten dramatischen Dichter Ungarns, Begründer der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch