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auf dem Stadthause, sondern sogar iu der resormirten Kirche, die ja sonst uicht sehr bilder-
freuudlich ist, wird das Bildnis; des Fürsten bis auf diesen Tag mit großer Pietät bewahrt.
Bocskai war den Hajduckeu dankbar. Nach Beendigung seines rühmliche» Feldzuges
siedelte er sie im Jahre 1606, mit Privilegien und Freiheiten ausgestattet, iu deu Gemeinden
Komädi, Mezö-Sas, Berettyo-Ujfaln, Kaba, Derecske, Tepe, Kvnyär, Bagos, Säräud,
Mikepercs, Bagamer, Felegyhäza und Köleser, beziehungsweise Szalvnta an. Bis zum
Jahre 1626 wurdeu dann noch den Ortschaften Ürögd, Harsäny, Körvsszeg, Tamäsi,
Berettyö-Szent-Märton, Vekerd und Regeny Hajdnckenprivilegien zu Theil.
Der militärische Ursprung dieser Hajdnckengemeinden ist uoch jetzt aus ihren Siegeln
herauszulesen; wer die Sprache der Siegel versteht, dem haben sie ja Manches zu sagen.
Szalonta erhielt von Bocskai als symbolisches Wappen „einen sich bänmenden grimmen
Löwen (sein Familienwappen), der die Flugfedern des rechten Flügels eines znsammen-
siukeudeu Adlers zaust und zerreißt". Anch in den Wappen von Hajdn-Bagos, Komädi,
Berettyö-Iljsalu uud Szent-Märton sieht man den Bocskai'schen Löwen, iu dem von Bagö-
Säräud als Bestätigung der Tapferkeit seiner Bewohner den säbelbewehrteu ungarischen
Krieger, in denen von Felegyhäza, Kaba und Mikepercs den säbelschwingenden geharnischten
Arm, in dem von Sarkad, zur Auerkenuuug seiuer Treue uud Aufopferung — denn es
stak ja am tiefsten im Rachen des Türken — den Pelikan, der seine drei Jungen mit dem
eigene« Herzblute nährt.
Die Geschichte der zwanzig Hajduckeugemeinden ist der der Kosaken vielfach
verwandt. Ihre militärische Organisation ist ganz gleich, und zwar aus dem weltgeschichtlich
bedeutsamen Grunde, daß Stefan Bäthory, der die Organisation der Hajduckeu noch als
Fürst von Siebenbürgen kennen gelernt hatte, sobald er König von Polen wurde, die
kleinrussischen Kosakeu in allen Stücken nach dem Vorbilde der ungarischen Hajdncken
organisirte, wie dies auch Groudski in seiner „Hiswria belli <üosaeeo>?olc,nici^ beschreibt.
Wie die Kosaken in der Ukraine (wörtlich: im „Grenzgebiet") zwischen den Sümpfen des
Dnieper der Zankapfel zweier christlichen Mächte, nämlich der Polen und Russeu, uud
zugleich die Grenzwache gegen die Türken waren, so standen auch die Hajduckeu auf dem
Marschland des Berettyö und der Körös an der Grenze zwischen den Reichen zweier
christlichen Mächte, nämlich des kaiserlichen Hauses und der Fürsten von Siebenbürgen,
und hüteten zugleich die Grenze gegen die Türken. Die Kosaken treten schließlich bleibend
iu den russischen Verband, mit dem sie in nationaler nnd religiöser Hinsicht zusammen-
hängen, und ebenso halten die Hajduckeu zum Fürsteuthum Siebenbürgen, so lange dieses
besteht, denn beide sind magyarisch und resormirt.
Der alte Georg Räköczy betrachtet die Hajduckeu als seine leiblichen Söhne. In
seine Zeit fallen die Thaten Jakob Györis , der Hauptfigur des Hajduckeu-Mythus vou
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch