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Wer es thun kann, bekämpft den Schädling mit Schwefelkohlenstoff oder durch Anpflanzung
amerikanischer Reben, vder wie er sonst vermag.
Der Hauptort der Ermelleker Weinproduetiou ist seit jeher die Stadt Diöszeg.
In Diöszeg und seiner Umgebung, das heißt in Köly, Kägya, Janka, Vajda und dem
benachbarten, aber schon jenseits des Bergrückens liegenden Hegyköz-Szent-Jmre und zwar
auf dein Kövecsefer oder Monostoraljaer Gelände des letzteren wächst die beste Qualität des
„Ermellekers". Diese Gegend ist anch in der Weinbehandlnng am weitesten fortgeschritten.
Wichtig für das ganze Land ist Diöszeg seit 1870 geworden, in welchem Jahre dort das
königlich ungarische Ackerbaumiuisterium, um die fachmäßige Kenntniß der Neben- und
Weincultur zu verbreiten, die erste staatliche Winzerschule errichtete, der sich seit 1880 eiue
Anstalt zur Ausbildung von Fachlehrern für Obst-, Reben- und Weincultur augefchlosfeu
hat. Zu Unterrichtszwecken ist da eiu Flächenraum von 1.308 Quadratklaftern Rebeu-
geläude eingerichtet, der gänzlich von den Winzerschülern bewirthschaftet wird. Dieser
Versuchsweingarten enthält 62 der ausgezeichnetsten und verbreitetsten Rebensorten.
Nenestens ist eiu Areale von 1.200 Quadratklaftern zu einer amerikanischen (Riparia-)
Pepiniere umgestaltet wordeu, iu welcher theils Reben gezogen werden, theils das
Ocnliren und Pfropfen geübt wird. Daß die Winzerfchnle das geworden, was sie ist,
verdankt mau übrigens dem Grafen Franz Zichy, der seine ganze dortige Besitzung der
Anstalt als Übungsterrain znr Verfügung gestellt hat. Die Weingärten der Herrschaft
bedecken 102 Joch und es werden da außer deu im Ermellek einheimischen Rebengattungeu
als reiue Sorten auch vorzügliche Arten von Wem- uud Desserttrauben gezogen. Zwar ist
auch hier die Phylloxera aufgetreten, doch ist der Besitzer entschlossen, seine Weincultur
um jedeu Preis aufrecht zu erhalten. Er versucht jede gegen den Schädling empfohlene
Schutzmethode, auch gedeihen seine neuesten Anpflanzungen von amerikanischen (Riparia-)
Reben bereits vortrefflich.
Anf dem Berge gegenüber von Diöszeg befinden sich die herrschaftlichen Kellereien
in einer Mauerlänge von 450 Cnrrentklaster» mit einem Weinvorrath, der sich zwischen
5.000 bis 7.000Hektoliter bewegt. Auf dem Gipfel des Berges liegt der sogeuauute „obere
Keller" mit dem „großen Faß", das in Ungarn ebenso berühmt ist wie am Rhein nnd
Neckar das Heidelberger Faß, dem es an Größe ungefähr gleichkommt. Das „große Faß"
von Diöszeg enthält 708 Hektoliter oder 1.240 Eimer; sein Werth beträgt etwa
24.000 Gnlden. Es wird durch 25 eiserue Reifen zusammengehalten, deren jeder zwei
Centner wiegt. Als plastischer Schmnck dient ihm die schön geschnitzte lebensgroße Gestalt
des heiligen Hierouymus.
Folgen wir dem Rande des Gebirges von Diöszeg aus iu nordöstlicher Richtung,
so begegnen wir allen nennenswerthen Merkwürdigkeiten der Gegend. In nächster Nähe
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch