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liegen Köly und Nagy-Kägya. Köly liegt auf Bergeshöhe, seine alte Burg aber stand
jenseits der Bahnlinie im Wiesenland auf einer großen runden Insel, wo jetzt Rohr und
Gestrüpp, „Schlangenpilze", „wilde Rüben", wildes Wegwartkraut, Ackerholluuder und
die von Kindern gern genaschte „Erdhaselnuß" (Erdmandel) wachsen. Hier hauste im
XVII. Jahrhundert der berühmte David Zölyomi, dessen Name in der Gegend noch jetzt
ziemlich bekannt ist. Von der Gemeinde Albis in Ermellek hatte er sein Prädicat und der
Ort Szekelyhid, wieder nach Nordosten jenseits von Kägya gelegen, war der Hauptsitz
der Familie seit 1401. Hier baute sie zur Zeit des Königs Matthias die noch jetzt
bestehende gothische Kirche, sowie die Burg Szekelyhid, welche im Sinne des Friedens-
vertrages von Eisenburg (Vasvär) im Jahre 1665 demolirt wurde. Gegenwärtig ist die
Lage der berühmten Beste, welche — nach Cserey — „in Oberungarn ihresgleichen nicht
hatte", nur durch ein kleines Eiland bezeichnet, das der Or-Bach neben dem „Ujväros"
benannte« Ackerfeld bildet.
Szekelyhid ist ein regsames Städtchen, dessen gesellschaftliches Leben ansehnlicher
ist als das so mancher weit größeren Stadt. Unter seinen Vereinen ist als musterhaft der
im Jahre 1878 gegründete freiwillige Feuerwehrverein zu erwähnen. Jeder Hausbesitzer
der Stadt hat jetzt beständig ein Faß mit zwei bis drei Hektoliter Wasser im Hofe stehen,
und wenn irgendwo Feuer ausbricht, sind alle Hausleute in der betreffenden Gasse
verpflichtet, diese Fässer sofort auf die Gasse hiuauszuwälzen, worauf die Feuerwehr sie
auf ihren eigenen Fuhrwerken rasch an die Brandstätte befördert. Da es nun in der
Stadt 668 Häuser gibt, stehen nöthigenfalls in jedem Augenblick 1.300 Hektoliter vom
sogenannten „Stadthauptmannwasser" den Löschmännern zur Verfügung. Die vorzüglich
organisirte 130 Mann starke Feuerwehr ist auch ein Gegenstand des allgemeinen Interesses,
da sie ihre Kraft aus der ganzen Bevölkerung schöpft, so daß selbst die Kinder an ihr
betheiligt sind. Der Gedanke des Erzherzogs Josef, Kinder-Feuerwehren zu orgauisiren,
ist in Szekelyhid sogleich verwirklicht worden. Die „Knabenbrigade" besteht aus 25 Jungen,
die ihre unteren Schulclassen bereits hinter sich haben, und es ist ihr eine Locomobil-
spritze anvertraut. Die Mitglieder des Vereines leisten einen Eid, nach dessen Ablegung
sie das Recht zum Tragen des Abzeichens haben. Zur Erlangung der niederen oder höheren
Chargen ist eine Fachprüfung durch die Prüfungscommission erforderlich. Das Institut
der Feuerwehren ist aber nicht nur in Szikelyhid, sondern auch in Diöszeg, Szalacs,
Köbölknt, sowie überhaupt im Ermellek sehr in Aufnahme gekommen, was umso erfreulicher
ist, als bei der Wohlfeilheit des Rohres in dieser Gegend die große Anzahl von rohr-
gedeckten Häusern jede Gemeinde des Ermellek zu einem wahren Feuernest macht, wie
denn z. B. Otomany sich von der großen Feuersbrunst im Jahre 1882 noch bis auf den
heutigen Tag nicht recht erholt hat.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch