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die durch Georg Räköczy I. im Jahre 1641 erbaute „Räköczy-Burg". Weiterhin gegen
Westen liegt der Salzsee von Konyär. Es ist dies ein gut besuchtes, gegen Gicht und
Rheumatismus wirksames Sodasalzbad, das sowohl chemisch, als auch nach seiner Heil-
wirkung dem Salzsee vou Palics uud dem Gyoparos bei Oroshäza gleichkommt. Das
Bad in diesem Wasser macht die Haut so glatt, als wäre sie eingeseift. In dieser Gegend
und auch weiterhin bis Dereeske ist das Land sozusagen zerfetzt durch unzählige Wasser-
lünse, Rinnen, Tümpel, todte Gewässer und flache Seen. Angenehm duftende Camillen-
blüten nmsänmen die Ränder der weithin blinkenden weißen Kehrtennen, wo man Soda
und Salpeter in große Hansen zusammenfegt. Gutes Ackerland, an dem es übrigens nicht
fehlt, steht hoch im Werthe.
Der hohe Preis des Grundbesitzes ist ein sicherer Maßstab für den Fleiß des
Volkes. Auch in Dereeske ist Grnnd und Boden theuer, weil die dortige arbeitsame
nnd ausdauernde Bevölkerung die Zwiebelzucht, obgleich sie schwere Arbeit erfordert, im
Großen betreibt; die berühmten Zwiebeln von Dereeske schmecken süß und kommen in
großen Bündeln auf deu Markt; auch Gartenweine, Safran, Mohrrüben, Petersilie n. s. w.
gedeihen dort vortrefflich.
In der Gemarkung von Dereeske gewahrt man 24 kleine wohlgernndete Hügel, die
theils ungeordnet, theils aber auch regelmäßig in Reihen zusammenstehen. Überhaupt
kommen solche Hügel von geringer Höhe mit sanft geneigten Abhängen im ganzen
Comitate sehr zahlreich vor und werden mit einem Sammelnamen „Flachhügel"
(lnposckombvk), oder auch Kumanen- und WachtHügel (kunkulmok, öiliulmok)
genannt. Mit wenigen Ausnahmen sind sie ohne Zweifel einfache Auswüchse der Ebeue
und gleichsam natürliche Warzen der Erdoberfläche. Dafür spricht der Umstand, daß die
Beschaffenheit des Bodens in den Hügeln und in der nmgebenden Flüche völlig gleich ist;
die Schichtung ist nicht unterbrochen, von aufgeworfenem Erdreich kann also nicht die
Rede sein, und zwar um so weniger, als von einem Graben oder einer Grube um die
Hügel her keine Spur zu finden ist. Daß sie an manchen Orten gerade in die Grenz-
marken fallen, z. B. der Szöke-Halom (blonde Hügel) bei Dereeske, ist offenbar Zufall,
und daß so viele von ihnen Zelt-, Wacht-, Späh-, Lager-, Galgen- und Friedhofshügel
(Sätor-, Ör-, Les-, Täbor-, Akasztö- uud Temetö-Halom) heißen, das kommt nur daher,
daß sie wirklich zu deu durch ihre Namen angedeuteten Zwecken benützt wurden, wie man
ja überall, wo es möglich ist, die Wachtposten und Spähwarten, die Zelte und Lager auf
Hügeln errichtet und auch die Galgeil dort aufstellt uud nicht minder die Calvarienberge
und Friedhöfe auf hohen Punkten anlegt. Die Zahl der künstlich aufgeworfenen Tnmnli
(testkalmok Körperhügel) ist verhältnißmäßig sehr gering, diese aber sind ergiebige
Fundstätten von menschlichen Gebeinen und Waffenfragmenten.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch