Seite - 436 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Bild der Seite - 436 -
Text der Seite - 436 -
436
die natürlichen Verhältnisse der Gegend, durch die die Flußufer entlang ziehenden Felder,
Wälder, Rohrbrüche, Wiesen uud Sümpfe.
Uuter den Königen aus verschiedeneu Häusern änderte sich der Flächenranm des
Comitats und wuchs oder sank die Bedeutung einzelner Städte, je nachdem die Besitzungen
einzelner Standesherren dahin oder dorthin gehörten. Neben den Familieu Maröthy,
Äbrahamsy, Nadänyi, Hunt Pazmäu, Czibak und Simay finden wir da das edle Geschlecht
der Ajtössy, aus dem der berühmte deutsche Maler Albrecht Dürer (Thürer) hervor-
gegangen ist. In der Nähe von Gynla befindet sich die Pußta Ajtos, wo eiust der Vater
Albrecht Dürers seine Knabenjahre verlebte. Ebenda besaß auch der Sohn des Königs
Matthias, Johannes Corvinus, als Bekeser Obergespan Grundbesitz; seine Witwe,
Katharina Frangepän, brachte mit ihrer Hand auch seine Güter und seine Obergespans-
würde dem Markgrafen Georg von Braudeuburg zu. Die damalige relative Ruhe des
Comitats wurde nur durch die traurige» Ereignisse des Dözsa'schen Bauernaufstandes
gestört.
Nach der Mohäeser Katastrophe theilten sich die Grundbesitzer von Bekös, ebenso
wie die benachbarten Comitate, in zwei Parteien. Wer die Beste von Gynla besaß,
beherrschte die ganze Gegend; daher spielten in den Kämpfen, welche auf die Eiumifchuug
der Türken folgten, die Burghauptleute von Gynla die Hauptrolle, unter ihnen besonders
Kaspar Mägoesy, Benedict Bornemisza, Blasins Kun nnd Ladislans Kereesenyi, der im
Jahre 1566 die Festung heldenmüthig gegen die Angriffe Pertaf Paschas vertheidigte.
Sobald aber Gynla gefallen war, gerieth die ganze Gegend mit unter die türkische
Herrschaft. Unsere Abbildung zeigt die noch vorhandenen Ruinen der alten Burg.
Die Türkenherrschast lastete drückend auch auf der Bevölkerung dieses Comitats.
Die Grundbesitzer hatten sich meist geflüchtet, nur die Hörige» blieben auf ihreu Sessionen
sitzen und bekamen neue Grundherren, in der Regel türkische Spahis oder Zaims. Dabei
aber sagten sie sich anch von ihrem früheren Herrn nicht los, sondern pflegten ihm als
Zeichen der Treue Steuern und andere Gaben zu senden. Und da ein Theil der Grund-
besitzer zu dem König von Ungarn, ein anderer zu den Fürsten von Siebenbürgen hielt,
geschah es wohl, daß Bekes gleichzeitig drei Herren hatte, nämlich den König von Ungarn,
den Fürsten von Siebenbürgen und den türkischen Sultan. Eigentlich hörten die Ber-
heeruugeu erst zur Zeit des Szatmarer Friedensschlusses auf. Damals aber gab es iu
Bekes uur noch elf Ortschaften, und auch diese lagen in Trümmern, denn die durch die
Verwüstungen der Raizeu erschreckten Einwohner waren fast sämmtlich ausgewandert.
Nur schwer konnte man sich vorstellen, daß auf den Trümmerstätten dieser Gemeinden
uud Burgen je wieder ein neues Leben erstehen werde.
Und doch ist dies geschehen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch