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geneigt ist, sie als religionslose Schule zu betrachten. Gegenwärtig erhalten in
27 Gemeinden mit 214 Schulen über 33.000 Kinder Elementarunterricht. Unter diesen
Schulen werden nur noch 59, mit kaum 700 Kindern, durch die Gemeinden erhalten, die
anderen sind sämmtlich cousessiouell uud haben, in runder Zahl, 7.000 römisch-katholische,
800 griechisch-orientalische, 12.000 reformirte, 13.000 evangelische uud 1.200 israelitische
Schüler. Die Stadt Csaba, welche noch im Xistüküi-" („dreifachen kleineu
Spiegel"), dem einstigen Lehrbuch der Geographie iu deu Elementarschulen, „das größte
Dorf" genannt wird, hat im vorigen Jahrzehnt auch eiu schöues ungarisches Theater
erbauen lassen.
Der Fortschritt der geistigen Cultur zeigt sich ferner iu manchem neuerdings
errichtete» Mnseum. In Szarvas enthält dasselbe außer alten Münzen und Natur-
gegeustäudeu auch Bilder uud Statuen, in Gynla Cvmitatsalterthümer uud audere
Merkwürdigkeiten, in Csaba eine wohlgeordnete Sammlung landwirthschaftlicher uud
gewerblicher Gegenstände.
Von den Künsten wissen wir, daß ehedem die Goldschmiedekuust in Gyula geblüht
hat uud iu ueuerer Zeit Maler vou der Bedeutung Samuel Orlays, Anton Haans und
Johann Jaukös dem Comitate entstammt sind, während Michael Mnnkäcsy zwar nicht in
Bekes geboren ist, aber seine Jugend dort verbracht und seine rühmliche Laufbahn dort
begonnen hat. Unter den Architekten sind Anton uud Victor Czigler, aus der laugeu
Reihe der ungarischen Componisten Franz Erkel als solche zu neuueu, die man im
Comitate mit Stolz Bekeser Kinder nennt.
Die Hausindustrie uud regelmäßige häusliche Beschäftigung des Volkes ändert sich
je nach den Bedürfnissen und immer gesteigerten Anforderungen des Lebens. Von größtem
Einfluß darauf sind die geographische Lage uud natürliche Beschaffenheit der Gegend,
dann die allgemeine Denkart des Volkes, die sich unvermerkt ändert, jedoch ein sicherer
Gradmesser der Volksbildung ist. Die Matten- nnd Korbflechtern wird meist im Särret
uud längs der Körösflüfse, das Spinnen und Weben in den meisten Gemeinden, besonders
aber in Csaba und Szarvas betrieben.
Die Mehrzahl der Bevölkerung jedoch widmet sich dem Landbau. Ihr werthvollstes
Eigenthum besteht im Grundbesitz und dem darauf gezüchtete» Vieh. Zumeist werde»
Weizeu, Gerste und Mais gebaut, und da sich nach Mais in der Regel eine gute Weizen-
erute einstellt, ersetzt jeuer meistens die Brache. Die größeren Besitzer bauen mit vielem
Erfolg auch Raps und Tabak, der kleine Besitzer jedoch folgt noch immer dem alten land-
wirthschastlichen System. An Futtersaaten zum Ersatz der natürlichen Wiesen finden sich
nur die Luzerne und mit Futterwicke gemischter Hafer. Das Klima ist uugemeiu ver-
änderlich, auf die kälteste» Wmter folgen die heißeste» Sommer, auf kalte Tage meist
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch