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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 448 -
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448 Daß die guten alten Sitten bei ihnen noch nicht ausgestorben sind, geht namentlich aus den ziemlich günstigen Daten der Nekrutirnngen hervor. In Bezug auf seine consessionellen und nationalen Verhältnisse ist das Bekeser Comitat gleichsam ein kleiner Spiegel des ganzen Landes. Jede Consession, jede Nationalität hält an ihren eigenen Sitten und Gebräuchen fest, ohue daß es ihr einfiele, das Recht Anderer zu gleichem Verhalte» iu Frage zu stelle». Daher rührt die große Buntheit in der äußeren Erscheinung des Volkes, in Kleidung nnd häuslichen Einrichtungen, eine Buntheit, die jedoch uie iu schreiende Gegensätze aus- artet. Die Bewohner einer und derselbe« Stadt sind je nach Sprache und Religion gleich ans den ersten Blick von einander zu unterscheiden. Selbst der Charakter der einzelnen Stadttheile ist ein besonderer, je nachdem sie von Magyaren, Deutschen, Slovaken oder Walachen bewohnt sind. Dieser Charakter prägt sich sowohl in der Bauart des Hauses aus, als auch in der Eintheilnng und Einrichtung desselben, in der Anlage des Hofes und Gartens, in der Verzierung der Außemnanern uud Umzäunungen, so daß der aufmerksame Reisende an diesen volksthümlichen Äußerungen des Geschmacks sofort die eigenartige Denkweise des betreffenden Volkes uud den Grad seiner Cultur erkeuueu kauu. Der Schönheitssinn der Frauen bekundet sich in der Nettigkeit und Reinlichkeit der ersten, nicht zum Wohueu beuützteu Stube, in die man den Gast zu führen Pflegt. Die Wandbemalung, welche hier und da die Thüren und Fenster umgibt, zeigt iu zarter Weise schweigend an, daß in dem Hause ein heiratsfähiges Mädchen wohnt und die Besuche junger Leute willkommen sind. In der Tracht gibt die bekannte Kleidung der Magyaren den Ton an, doch läßt sie viele Abweichungen zu. Während z. B. der Magyare von Bekes oder Oroshäza den Hnt mit breiterer Krämpe vorzieht, hängt der von Doboz nnd dem Särret an der Kopf- bedeckung, deren Krämpe die schmalste ist. Znm kurzen, reinen Weißzeug (Hemd und Gatya) tragen die Bemittelteren Rock und Beinkleid aus Tuch; während jedoch die Ober- kleider (Szür, Bnnda und Bekecs) im uordwestlicheu Theile des Comitats ganz im Geschmack der magyarischen Theißanwohner gefertigt sind, zeigen im Osten die Särret- Bewohner einen größeren Einfluß der Biharer Tracht. Die magyarische Tracht der Theißgegend wird am meisten dnrch die Slovaken, weniger durch die Deutschen und am wenigsten dnrch die Walachen nachgeahmt. Wer z. B. die vor einem halben Jahrhundert gebräuchliche Tracht der Slovaken von Esaba und Bereny, von Komlös und Szarvas mit der jetzigen vergleicht, wird ungemein interessante Eutwicklungsstuseu erkennen. Die Slovaken von Esaba trugen früher breit- krämpige Hüte mit hoch aufgebundenen und auseinandergeneigten Reiherfedern geschmückt. Ihr Oberkleid war ein weißer, mit Schaffell besetzter, bei Wohlhabenderen mit schwarzem
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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