Seite - 449 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9

449 Pelz verbrämter kurzer „Ködmön" (ledernes Wamms). Heute sieht mau dort überall regelrechte kleine ungarische Hüte nnd anliegende schwarze Tuchröcke. Die Tracht der Slovakeu von Szarvas war vordem ein hoher, schmalkrämpiger Hut, kurzes Hemd, enge Gatya uud quer über dieser ein breiter Ledergürtel. Heute unterscheidet sie sich in gar nichts von der Tracht der Magyaren. Dieser zunächst steht die Tracht von Töt-Komlös, die ihr ungefähr so ähnlich ist, wie die slovakische von Bereny der slovakischen von Csaba. Ködmöns sind im Allgemeinen selten zu sehen; das Handwerk der Kürschner beschränkt sich nur uoch auf die Versertiguug vou Buudas (Schafpelzen). Der Deutsche vou Gyula hat, wie auch der Walache, deu ältereil Typus seiner Volkstracht noch so ziemlich erhalteu. Am auffallendsten ist aber der Unterschied in der Mode bei der Tracht der Franen und Mädchen, welche nicht nur guten Geschmack, sondern leider auch das Umsichgreifen des Luxus verräth. Ohne ein seidenes Tnch fühlt sich selbst die geringste Dienstmagd unglücklich. Die Töchter der wohlhabendere» Landwirthe aber kennen gar keine Grenzen für ihren Bedarf an Schürzen, Spensern und Röckeu aus Seide und Sammt. Diese Eitelkeit, welche besonders die einfachen Sitten der Magyaren angegriffen hat, verbreitet sich stark auch bei den Slovaken und Deutschen. Es ist ein überaus interessantes Schauspiel, die kunter- bunten Gruppen der Mädchen zn sehen, wenn sie in Feiertagskleidern aus der Kirche heimwärts ziehen oder ihre gewohnten Unterhaltnngsplätze anssnchen. Es ist förmlich eiu kleines ethnographisches Museum voll Leben, das sich da vor dem Auge entfaltet uud die Denkart und Vergnügungslust der Jugeud zu lebhaftem Ausdruck gelaugeu läßt. Spiuustnbe uud Schleißstube (für das Federuschleißen) verlieren nach und uach ihre frühere Wichtigkeit, welche darauf beruhte, daß dort die jungen Leute beiderlei Geschlechts Ungarn II. 29