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Nach der türkischen Epoche wanderten an die Stelle der Magyaren die Rumäueu
des benachbarten Berglandes in die Ebene ein und wurden getreue Hörige des Herzogs
von Mvdeua, der im vorigen Jahrhundert zwischen der Schwarzen Körös uud der Maros
eine Domäne von fast 3.000 Quadratkilometer erhielt, mit ihr auch den Erdöhät. Doch
ließen jene Herzoge von Este, welche in ihrer Stammheimat die Pfleger vou Kuust uud
Wissenschaft waren, ein halbes Jahrhundert ihres Arader Grnndherrenthums verstreichen,
ohne hier im Interesse ihrer Hörigen oder doch wenigstens zur Förderung der Land-
wirthschaft das Geringste zu leisten. Erst mit dem Sturz des Latifuudieusystems begann
für diese Gegeud eiue ueue Zeit der Blüte. Das Ärar bot die ungeheure Herrschaft feil.
Glücklicherweise giugeu die Ländereien ziemlich rasch ab und die neuen Grundbesitzer
waren bestrebt, den Mängeln zu steuern. In der Ausrodung der Urwälder und Gewinnung
neuen Ackerlandes gingen zu Ansang dieses Jahrhunderts besonders zwei Männer mit
gutem Beispiel vorau. Der Eiue war Baron Josef Simonyi , der „tapferste Hnßär",
der anf seinem Stammsitze Badäsz den ewigen Schlaf schläft; der Andere war Pa la t in
Josef, der seine Herrschaft Kis -Jenö zu einer Musteranstalt für Landwirthschaft und
Viehzucht entwickelt hat. Er lehrte diese Gegend den großen Vortheil der Futtersaaten
(rother Klee, englisches Viehgras, Luzerne, Wicke, Hirsengras n. s. w.) kennen, er zeigte
den mit hölzernen Pflügen arbeitenden Bauern die Zngmayer'schen Pflüge, die auf Pferde-
kraft eingerichteten Hauen, die Häufelpflüge und andere mehr, die schweren Holzwalzen,
die eisernen Eggen und so fort. Es danerte keine vierzig Jahre, und das Volk, das einst
kaum zn bewegen war, sich von seinen Holzpflügen zu trennen, fand selbst am Dampspflnge
nichts besonders Wunderbares mehr, und die Dreschmaschine, welche Palatin Josef im
Jahre 1845 einbürgerte, beginnt der wohlhabendere Bauer, allein oder in Gemeinschaft
mit Anderen, jetzt schon für seinen eigenen kleinen Betrieb anzuschaffen. Der populäre
Palatin brachte aber auch richtigere Verhältnisse in seine Ökonomie und vernachlässigte
über dem Ackerbau die Viehzucht und landwirthschastliche Industrie nicht. Er stellte seine
Rinderherde ans großknmanischem nnd Derekegyhäzer Vieh zusammen, seine Schweine-
herden aus serbischen und englischen Schweinen, die er in seinen sorgfältig bewirthschafteten
Eichenwäldern uud in der neben der Spiritusbrennerei aufgestellten Mastanstalt vorzüglich
unterzubringen wußte. In den Spiritusbrennereien, Bierbrauereien, Essigfabriken und
Kunstmühlen ließ er seine eigenen Producte verarbeite». Nach seinem Tode (1847)
entwickelten seine Söhne den Betrieb noch mehr, dessen Gesammterträgniß im Jahre 1817,
als der Palatin die Domäne erwarb, kaum 35.000 Gulden betrug, während nach einigen
Jahren schon die Schweinezucht allem weit mehr abwarf.
In dem einfachen Schlosse zu Kis-Jeuö, am Ufer der Weißen Körös, nnd in dessen
Park, welcher „Häda" genannt wird, haben die Palatine Josef und S te fan öfters
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch