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steht auch jetzt unter Dach, ist aber nicht ganz stilgerecht wiederhergestellt und dieut als
Honvedkaserne. Das Minaret ist unversehrt geblieben uud gehört zu den wenigen Denk-
malen der Türkenherrschaft in Ungarn. Man sagt auch, es fließe Türkenblut iu den Adern
der Einwohner von Boros-Jenö, welche den Ruf haben, die schönsten Leute im Araber
Comitate zu seiu. In Boros-Jenö blühte ehemals eiue ganze Reihe von Jnunugeu uud
die dortigen Goldschmiede waren berühmt, selbst während der Fremdherrschaft, wo es
sehr schlimm um die öffentliche Sicherheit stand. Jetzt beginnt die Stadt, Dank ihrer
glücklichen Lage und besonders seitdem sie Eisenbahnstation ist, sich wieder zu beleben. Ihr
Haupttheil liegt schon auf dem linken Ufer der Weißeu Körös, also auf der eigentlichen
Arader Ebene.
Auf dieser Ebene kommt so viel wie gar kein Wald vor und darum unterscheiden
wir sie nicht ohne Grund vom Erdöhät. Im Westen hat sie keine natürlichen Grenzen,
auch wird sie von Norden gegen Süden überhaupt von keinem Flusse durchschnitten.
Gewöhnlich aber nimmt mau als ihre westliche Grenze jeue Linie an, auf der die Eisen-
bahn von Kötegyhäza bis Mezöhegyes verläuft. Im Nordeu ist ihre Grenze die Schwarze
Körös, im Süden die Maros, im Osten der westliche Theil des Heghes-Dröcsa, auch
Arad-Hegyalja geuauut. Ihr Flächeuraum beträgt ungefähr 2.000 Quadratkilometer. Ihr
Bodeu ist weniger den Überschwemmungen unterworfen als der Erdöhät. Der Szarazer
(— trockene Bach), der mitten hindurchzieht, führt nur bei Regengüssen Wasser, so daß
dem Wassermangel zum Theil durch Anlage von Kanälen abgeholfen werden muß.
Von der Weißen Körös geht der uahe an 82 Kilometer lange Palatiualkaual aus,
der schon 1840 auf Comitatskosten angelegt wurde. Durch das Protectorat des Palatins
Josef und die Fachkenntniß von Josef Beszedes wurden seine Kosten auf l '/z Millionen
Guldeu ermäßigt. Sei» Wasser treibt 12 Kunstmühlen und außer solcher Förderung der
Industrie sollte seine Aufgabe noch seiu, die Gewässer der Weißen Körös zu theilen und
die Sümpfe auszutrocknen. Gerade in dieser Gegend, am Tasuyikbach, der mit dem
Csiger vereint in die Körös fällt, erbaute der Zaräuder Zimmermeister Stesau Sebesi im
Jahre 1778 seiue „Flügelmühlen". Der Name des einfachen Gewerbsmauues verdient
erwähut zu werden, deuu auf deu Gewässern der Arader Ebenen siud «och jetzt die uach
seiner Eoustructiou eingerichtete» Schiffsmühlen in Thätigkeit und vermahlen jährlich
etwa 30.000 Metereentner Getreide, also eiu Viertel dessen, was sämmtliche Dampfmühleu
herstellen, deren Produkte auch jenseits des Oceans einen Markt habeu. Der audere
bedeutende Kanal ist 1889 angelegt uud hat die Aufgabe, die Zuckerfabrik zu Mezöhegyes
von Arad her mit Maroswaffer zu versehen.
Die einzigen, kaum iu Betracht zu ziehenden Unebenheiten auf der fruchtbaren uud
aumuthigeu Arader Ebene, welche sich als vollkommenes Flachland darstellt, sind die
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch