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2.500 Joch sind ja mit Zuckerrüben bepflanzt. Wir gehen weiter und gelangen zu
ungeheuren Stallungen; au Zugochse» allein gibt es 2.000 und dazu 1.200 Mastochseu
und eiue Menge Zuchtvieh, Jungvieh, Kälber und so fort. Durch deu großartige» Stall
der Milchkühe vou kuhläudischem Schlag geht sogar eine Haud-Eisenbahu, um die Milch
hiuauszuschaffeu, sobald der Ausseher, dessen Schreibtisch in der Mitte steht, das Ergebniß
des Melkens aufgezeichnet hat.
Und nun erblicken wir blökeude Schafherden, grunzende Schweineherden. Unter
den Akazieu, Liudeu, Ulmen und Nußbäumen der breiten Fahrwege saust manches Zwei-
oder Viergespann dahiu; es siud Wage» von Beamten oder jnnge Kutschenpferde, die
eingefahren werden. Und noch betrachten wir die prächtigen Gespanne, als schon wieder
neue Pferde-, Rinder- uud Schafherden unsere Aufmerksamkeit ablenken, in Abtheilungen
je nach Alter, Geschlecht, Race nnd Zuchtrichtung; herrliche Hengste, Stuteu mit Fohlen,
jüngere uud ältere Stiere, Färsen, zweijährige Ochsen, ochsengroße Kühe. An den Herden
vorbei bewegen sich lange Reihen von Ochsenwagen und die mnnteren Fuhrknechte rufen
den 2.500 oberläudischeu Taglöhueru, die dort mit der Haue eifrig eine riesige Rübentafel
bearbeiten, allerlei Scherzworte zu.
So geht es iu Mezöhegyes her uud wer das drei Quadratmeilen große Gebiet
zu begehen vermag, wird anf Schritt nnd Tritt solche Bilder finden. Patriarchalisches
Hirtenleben, ausgebildeter Landbau, unermüdliche Fabriken, Bequemlichkeitseinrichtungen,
galoppirende Rosse, dahinrasende Locomotiven, elektrische Apparate, Fernsprechstellen,
Windmotoren, Puszteubrunuen, Ebenen, Wälder, Haine wechseln ab. Zu gleicher Zeit
hört man das Lied der Nachtigall, den Schlag der Wachtel, den Pfiff der Maschinen, das
Lärmen der Nutzthiere; gleichzeitig sieht mau über die wogeudeu Saateu die Tausende
wilder Vögel und deu dichte» Rauch der Fabriksschlote hiuschwebeu, uud der vou deu
Hutweiden daherwehe»de Puszteilwind vermischt den schweren Steiukvhleugeruch mit dem
Duft der Ziergärten. Das ist die moderne Jndnstrieepoche mit der Poesie des alten
Pnsztenlebens gepaart: das Zukunftsbild des Alföld.
Mezöhegyes, als wichtige volkswirthfchaftliche Institution, ist schon im ersten Bande
dieses Werkes behandelt worden; hier sei nur uoch erwähnt, daß seine überraschende
Entwicklung hauptsächlich das Werk der neuesten Zeit ist. Vor zehn Jahren blieb noch
oft genug «ach einem guten Herbstregen das Fuhrwerk auf den Fahrstraßen stecken nnd
mußte in dem grundlosen Straßenkoth festgefroren überwintern. Jetzt sind die Fahrstraßen
tadellos iu staudgehalteu uud die Arad-Csauäder Eiseubahu hat auf dem Gebiete dieses
Wirthschaftsgutes vier Stationen, während Mezöhegyes selbst 40 Kilometer fester und
10 Kilometer tragbarer Eiseubahueu besitzt, welche im vergangenen Winter allein eine
halbe Million Metercentner Zuckerrüben uach der Zuckerfabrik schafften. Überdies hat die
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch