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Paläste, z. B. der des Ladislans Szilägyi, von dessen Fenster aus Herr Sebastian
Vid 1527 den serbischen Zaren Ivan, den „schrecklichen schwarzen Mann" nieder-
schoß, oder der des Stesan Särszegi, Grasen von Szegedin, der ihn ^nno 1511 um
1.500 Goldgulden bei Krakauer und Osner Bürgern verpfändete. Aber auch die reichen
Bürger lebten dazumal nach Herrenart. Von den Bauten der alten Zeit steht jetzt nur noch
die von König Matthias erbaute Kirche in der Unterstadt. Um diese her lag der Markt,
deu wir leibhaftig vor uns zn sehen glauben. Da sitzen die Szegediner Hökerinnen (Koka)
in ihren Schuhen mit den klappernden Absätzen, in ihren langen bunten Schanben, unter
ihren Planenzelten zwischen Körben voll Obst nnd hoch mit erlegten Kranichen nud Wild-
gäuseu bepackten Karren. Der Fischmarkt ist ganz abgesondert, weiter oben an der Theiß,
und weist gewaltige Mengen von Fischen ans. Dreitausend Fischer arbeiten mit dem Netz
und leben davon. Und doch sind die Fische fabelhaft wohlfeil; nach der Aufzeichnung des
Graner Erzbischoss Nikolaus Olah „waren Tausend Stück ellenlange Welse, mit Karpfen
gemischt, um einen ungarischen Gulden zu haben".
Die Fische werden für den Handel meistens getrocknet und gesalzen. In dieser Form
pflegt mau sie deu großen Herren als Geschenk zu schicken. Der Szegediner Magistrat
befindet sich uämlich immer nnd ewig zu Zweien und Dreien auf Deputationsgängen.
Bald heißt es dem König die Steuer überbringe«, nnd dann werden den pflichtschuldigen
Denaren noch als Geschenke gesalzene Fische und meisterlich genähte Carmesiu-Stiesel
beigefügt für deu König, die Königin, die königlichen Prinzen und Prinzessinnen; bald
wieder müssen sie vor den Palatinns treten, der für das Weiderecht der kumanifchen
Pnszten zwei persische Teppiche zu fordern hat.
Aber auch die Bevölkerung ist fortwährend unterwegs. Die Gewerbslente: Kürschner,
Weber, Schneider, Hutmacher, Leinwandhändler und Seifensieder bringen ihre Waaren
auf schweren Lastwagen über Pest bis nach Kaschan und Bartfeld. Die Händler mit
Syrmierweinen haben sich einen noch ausgedehnteren Markt geschaffen. Auf Schiffen und
Flößen befahren sie die Theiß und Maros, später auch die Donau, und verschiffen Wein
und Holz. Dabei treiben die Bewohner auch eine ansgiebige Viehzucht, zu welchem Zweck
die Stadtväter anf jede Weise die reichen Hutweiden zn mehren trachten. Sie forschen nach
Rechtstiteln, erheben Klagen, führen Processe, um eiue Puszta oder einen Weiler zu
gewinueu. Sie erwerben Privilegien, Handel und Gewerbe wachsen zusehends, sie häufen
Vermögen au und verschwägern sich mit deu Magnaten des Landes, doch ohne dieserwegen
jenen bürgerlich-demokratischen Geist unter sich aussterben zn lassen, der allezeit zum eigen-
thümlichen Typus der Stadt gehört hat. So sympathisirt z. B. die wohlhabende Bürger-
schaft mit dem Bauernheere Georg Dözsas, der hier seine Kreuzfahrer sammelt. Und daß
er hier starke Wurzeln gehabt haben muß, geht aus Szapolyais Verfahren hervor, der,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch