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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 494 -
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494 der Bevölkerung erlosch. Sie verlor ganz jenen feineren Sinn für die Bedingungen der Entwicklung ihrer Stadt, der sie seit Jahrhuuderteu ausgezeichnet hatte. Und dieser Sinn erwachte auch lange nicht wieder, nicht einmal nachdem Szegedin im Jahre 1686 zurück- erobert uud von den Türken geräumt war. Der einst so mächtige Stadtrath war ein gewöhnlicher Krähwinkelrath geworden und bis zu Anfang dieses Jahrhunderts nicht im Stande, die Stadt in ihrem stetige» Siukeu aufzuhalten; er hebt Steuern ein, verfolgt Ränber und schlichtet die Tageshändel der Parteien, auf etwas Anderes erstreckt sich seine Aufmerksamkeit nicht. Und dazwischen wird die unglückliche Stadt auch noch häufig vou Überschwemmungen heimgesucht, uud uach uud nach verliert sie alle ihre Privilegien, so daß selbst ihre primitivsten Befugnisse schon in Frage schweben. Da hilft sie sich mit dem schlauen Kniff, daß sie ein altes, aus dem Jahre 1200 stammendes Siegel aus der Theiß herausfischt, vou dessen halbverwischtem Wappen noch die Worte ,3iAillum kexiae . . . e^eckiensis", die beiden die Theiß und Maros darstellenden Binden und der zum Adler gewordene Pelikan, mit den Abzeichen des ^us ^a6ii, erhalten geblieben sind. Mit diesem Siegel als Beweisstück setzt sie alles irgend Bewegliche in Bewegung, um die Anerkennung ihrer alten Rechte durchzusetzen, und keineswegs ohne Erfolg. Der alte Glauz, die alte Macht der Stadt leben nur uoch als eine Sage. Kein alter Palast steht mehr, selbst ein hübscheres steinernes Haus findet sich sehr selten. Keine Szegediner Studenten zeigen sich mehr auf ausländischen Universitäten, in den Schau- fenstern der Kaufläden glänzen keine Kostbarkeiten mehr. Die lange Reihe von Schicksals- schlägen hat Alles niedergedrückt und abgestumpft. In der Geschichte der Stadt wimmelt es von düsteren Katastrophen jeder Art. Alle vier Elemente haben sich gegen sie empört. Das Feuer hat sie verheert, die Erde ist uuter ihr erbebt, die Luft hat sie vergiftet, denn die bösen Pestilenzen von 1710 und 1738 bis 1740 wütheten furchtbar uuter der Einwohnerschaft, ihr verbissenster Verfolger aber ist jederzeit das Wasser. Kein Wunder, wenn ihre Kraft nicht Stand hielt. Sie vegetirte dahin und harrte der schöneren Tage, sanft und geduldig wie das Lamm in ihrem Wappen. Nur zwei Dinge blieben in diesem Volke zu allen Zeiten und trotz aller Schicksalsschläge lebendig: der Ameisenfleiß uud die Anhänglichkeit au die Scholle der Muttererde. In allem Anderen ist das Sinken ein fortwährendes und der geistige Horizont wird immer enger, so daß ein abergläubiger Irrwahn, der seinerzeit einen großen Theil Europas beherrschte, hier zu unumschränkter Macht gelaugt und der Magistrat noch zu Ausaug des vorigen Jahrhunderts Hexen foltert und verbrennt, Weiber, die mit dem Teufel Dromo buhlen und auf Ofenbesen und Backschaufeln zu deu Versammlungen auf deu Blocksberg reiten, und Männer, welche die Milch der Kühe verderben und die Hexenzunft commandiren. Doch konnte auch dieses Darniederliegen nur ein zeitweiliges sein. Die Muttererde mußte früher oder später deu
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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