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Sammelplatz des auf Ärarialgütern angesiedelten neuen Comitatsadels. Seine Straßen
und Plätze wurden regulirt, stattliche Paläste, adelige Curien, stockhohe Privathäuser,
Gasthöfe, Kasernen, Schuleu, Waarenhallen?c. erhoben sich rasch nacheinander, so daß
Temesvär heute einen hervorragenden Platz unter den schönsten, reichsten und bestbevölkerteu
Städten Ungarns einnimmt. Dank seiner Lage auf den Ausläufern der das Bega-Thal
bildenden Hügel bietet es eine hübsche Ansicht. Im Norden und Westen ist es von den
ansehnlichen Jagd- und Csöka-Wäldern umgürtet, vor den Wällen der Festung aber dehnt
sich ein breites Glacis aus, welches die Vorstädte von der inneren Stadt trennt und
mit wohlgepflegteu schattigen Alleen und Ziergärten bepflanzt ist. Zwischen der inneren
Stadt und der Vorstadt Fabrik liegt der in seiner Art reizende Stadtpark, ein Stolz
Temesvärs. Auch auf der Fläche gegen die Josefstadt hin, zwischen der Festuug und
dem Bega-Fluß, wurde vor einigen Jahren eine recht ansehnliche Promenade angelegt,
der Scudier-Park, so beuauut nach dem in seiner Mitte stehenden Denkmal des einstigen
populären Militärkommandanten uud Ehrenbürgers von Temesvär Feldzeugmeisters
Baron Sendier. Dieser Park ist mit dem Stadtpark durch eine dem rechten Ufer der
Bega entlang ziehende Akazienallee, die sogenannte „Lange Allee" verbunden, die von
den Spaziergängern sehr gewürdigt wird. Überhaupt ist Temesvär so reich an schönen
Promenaden wie uur sehr wenige Städte Ungarns.
Die innere Stadt, mit Basteien umgeben, die ein Neuneck bilden, ist der kleinste, aber
auch schönste und bemerkenswertheste Stadttheil, welcher viele schöne öffentliche Gebäude, iu
modernem Stile gebaute Privathäuser und hübsche, reinliche, sich rechtwinklig schneidende
Gassen enthält. Ihre beiden Hauptplätze, der Prinz Eugen-Platz und der Losonczy-Platz,
bilden regelrechte Vierecke und der erstere ist zum Theil mit laubreicheu Zierbäumen
bepflanzt, in deren Schatten die vornehmeren Klassen der Bevölkerung sich ergehen. An
diesem Platze erblickt man das Gebäude des Platzcommandos und den Palast des Militär-
Obercommandanten, das Rathhaus, das Gebäude des Officierscafiuos, den Palast der
Temeser Comitats-Sparkasse. Hinter diesem dreistöckigen Gebäude erhebt sich der gleichfalls
schöne und dreistöckige Palast der durch Josef Louovics, weiland Bischof von Csauäd,
gegründeten städtischen Sparkasse, mit der Fronte dem St. Georgsplatze zugewandt, an
dem wir das im Jahre 1806 eröffnete Csanäder Seminar und die dazu gehörige Marien-
kirche sanctain N-iriam serenam) finden, deren Bau durch die Jesuiten begonnen
worden. Hinter dieser, auf dein Grundstücke des Seminars, erhebt sich, durch den Csanäder
Bischof Alexander Bonnaz gegründet, die Knaben-Erziehungsanstalt zu St. Emerich für
sechzig Gymnasialschüler. Im Erdgeschoß dieses Gebäudes befindet sich die Druckerei
der Csanäder Diöcese. Außer dieser besitzt Temesvär noch drei Druckereien, denen die
in der Stadt und auf dem Lande wohnenden Schriftsteller, die verschiedenen Ämter der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch