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Erzbischofs Ugrin. Im XV. Jahrhundert besaß es schon eine katholische Pfarre. Unter der
Türkenherrschaft ging es zu Grunde nnd wnrde erst 1737, als die Heere Karls III. den
Türken am Balkan Schlag auf Schlag versetzten, mit bulgarischen Einwanderern wieder
bevölkert, welche aus den Gemeinden Uricz, Jslas und Krajova uud deren Umgegend
stammten. Es waren dies mehrere hundert Familien, etwa 4.600 Köpfe stark, und sie
wurden von Nikolaus Stanislavies, Bischof von Nikopolis, dem Pfarrer Blasius Christos
Milli und dem Kirchenvorsteher Fermendzsia Dobre angeführt. Von der damaligen
Verwaltung des Banats zuvorkommend empfangen, erhielten sie in Vinga, sowie auf den
Puszteu Bodrog, Selyos, Lovrin und O-Bessenyö Wohnstätten angewiesen. Auf ihr
Ansuchen wurde ihnen auch der fernere Genuß ihrer in der Walachei innegehabten
Privilegien gewährt und sie waren von allen öffentlichen Lasten befreit. Maria Theresia
erhob Vinga durch ihr Diplom vom 1. August 1744 zur Stadt mit geordnetem Magistrat
und verlieh ihm das Marktprivilegium nebst anderen Vorrechten. In diesem Diplom behält
sich die Königin vor, daß Vinga fernerhin nach ihrem Namen Theresiopolis genannt
werde uud in der einen Hälfte des Stadtwappens der gekrönte Anfangsbuchstabe ihres
Namens in rothem Felde zu sehen sei, in der anderen aber ein Felsen nnd darauf gebaut
ein Thurm in blanem Felde, „welches bedeutet, daß das zerstreute Volk der Bulgaren
unter Unserem erhabenen Hause von Österreich ein Asyl gefunden". Im Besitze seiner Stadt-
rechte, gelangte Vinga rasch zur Entwicklung und ist gegenwärtig die reichste bulgarische
Ortschaft im Temefer Gebiete. Seine Lage in hübscher Hügelgegend ist sehr anmuthig,
besonders von der Eisenbahn aus gesehen. Es ist eine lebhafte, gewerbfleißige Stadt mit
4.796 bulgarischen und wenigen deutscheu, walachischen und magyarischen Bewohnern.
Die Magyaren bilden die Herrenklasse, die durch ihre Intelligenz auch gesellschaftlich einen
günstigen Einfluß auf die allseitige Entwicklung der Bildungsverhältnisse ausübt. Die
Umgegend von Vinga ist dicht mit wohlhabenden magyarischen, deutschen und walachischen
Dörfern besetzt. Wir erwähnen davon: Maj la th fa lva mit magyarischen, Orczifalva
(Orczidorf), Mercyfalva (Mercydorf), Rethät , Keresztes, Kisfalnd, Mäslak,
Bruckeuau mit deutscheu, Szecsäny und Knez mit walachischen Einwohnern. Die
ersten Ansiedler von Mercyfalva waren Italiener, welche zum Zweck des Seiden- und
Reisbaues im Jahre 1734 hierher verpflanzt wurden. Doch sind diese, sowie ihre in
Temesvär, Versecz, Fehertemplom (Weißkirchen) und der Umgebung dieser Städte
angesiedelten Stammverwandten theils ausgestorben, theils Deutsche geworden.
Geht man von hier auf das liuke Ufer der Maros hinüber, so findet man Arad
gegenüber Nen-Arad (Uj-Arad) und weiterhin gegen Westen Nemet-Szent-Peter .
Beide sind blühende und volkreiche deutsche Gemeinden, welche noch zur Zeit Mercys ihre
Colouisteu erhalten haben.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch