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Längs der Aranka trifft man ebenfalls zwei bedeutende und gutbevölkerte Ort-
schaften: Perjamos und Nagy-Szent-Miklös.
Auch Perjamos gehört zu den ältesten bewohnten Städten Ungarns. Die in seiner
Gemarkung gemachten Funde, besonders der 1885 ausgegrabene und im ungarischen
Nationalmuseum verwahrte Schatz aus der Völkerwanderungszeit, sowie die römischen
Münzen aus den ersten Jahrhunderten n. Chr. bezeugen dies uuabweislich. Übrigens ist
der Ursprung des Ortes unbekannt; bis zum Beginn der Türkenherrschaft gehörte er zn
dem Csauäder Comitat uud hatte eine magyarische Bevölkerung. Im Jahre 1381 war
Peter von Makedonien Grundherr von Perjamos und einer seiner Söhne, Nikolaus mit
Namen, wird in der vaterländischen Geschichte bei den Kämpfen gegen die Türken im
XV. Jahrhundert mit Lob genannt. Unter König Matthias gerieth es zum Theil in den
Besitz der reichen Döczys. Unter der Türkenherrschaft ließ sich serbisches Hirtenvolk an den
verödeten Herden der entflohenen magyarischen Einwohner nieder. Nach Vertreibung der
Türken gab es in Perjamos Alles in Allem nur 20 Häuser. Im Jahre 1724 wanderte»
Deutsche vom Rhein und von der Mosel ein, deren Zahl sich später dnrch neue deutsche
Einwanderungen vermehrte. 1790 überließ das Ärar Perjamos dem Agramer Bisthum
im Tausch für die der kroatischen Militärgrenze einverleibten Herrschaften. Georg Hanlik,
weiland Erzbischof von Agram, siedelte im Jahre 1845 eine andere volkreiche Gemeinde
bei Perjamos an; sie heißt nach ihrem Gründer Hanlikfalva nnd ist eine der schönsten
deutschen Gemeinden der Temeser Gegend. Perjamos gehört gegenwärtig zu jenen rührigen
Gemeinden des Torontäler Comitats, welche sich durch Intelligenz, ausdauernden Fleiß
und schmuckes Aussehen hervorthun. Seine größtentheils deutsche Bevölkerung zählt
dermalen 5.861 Köpfe. Es hat seine Eisenbahn und auf der Maros einen Landungsplatz
mit lebhaftem Schiffsverkehr, ferner Mühlenindustrie, eiue Kalkbrennerei und einen stark
besuchten Getreidemarkt. Das linke Ufer der Maros bis Deszk ist mit fast ununter-
brochener Waldung bedeckt, welche das Material für den in ganz Torontäl berühmten
Holzhandel von Perjamos liefert.
Nagy-Szent-Miklös liegt drei Stunden westlich von Perjamos. Es besteht ans
zwei Gemeinden: Ziemet- und Szerb-Szent-Miklös, mit 1.848 und 8.988 Einwohnern
, (Magyaren, Deutsche, Walacheu und Serben). Es ist gleichfalls eine uralte Wohustätte,
deren Ursprung sich im Dunkel der Völkerwanderungszeit verliert. Hier wurde im
Jahre 1799 der wichtigste ungarische Schatzfund aus der Völkerwanderungszeit gemacht;
es ist dies der berühmte Goldfund von Nagy-Szent-Miklös, der aus 23 goldenen Gefäßen
im Gewicht von 1.678^/,^ Dukaten besteht. Der Schatz wurde noch in demselben Jahre
ans Verfügung des Kaisers Franz durch das k. und k. Autikeucabiuet in Wien erworben.
(Dieser hochwichtige Fund ist im Band I von „Ungarn" abgebildet.)
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch