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Der Ort selbst beginnt erst im XVI. Jahrhundert bekannt zu werden; er gehört
nnter dem Namen „Szeut-Mihäly" zu deu Besitzungen des Hauses vou Makedonien. Eine
Bnrg hatte er nicht, wohl aber am Ufer der Aranka einen mit Schauzeu besestigteu
Doujou, der jedoch die Gemeinde nicht vor dem Türkenjoche zu bewahren vermochte. Im
Jahre 1717 hatte sie nur noch 30 Wohnhäuser auszuweisen. In den Jahren 1764 bis
1765 ließ der Esauader Coutrolor Lass die Gemeinde von ausländischen deutschen
Colouisteu besetzen. Ihre katholische Psarre stammt aus dem Jahre 1767, die hübsche
Kirche wurde 1824 durch die gräflich Näko'sche Familie errichtet, welche nahe bei der
Kirche ein prachtvolles, an Knnstschätzeu reiches Schloß besitzt. Szeut-Miklös ist der Sitz
mehrerer Behörden, hat eine landwirthschastliche Schule uud es erscheinen dort zwei
Wochenblätter. Sein Handel ist blühend, die Bevölkerung im Allgemeinen wohlhabend.
Es ist auch der Geburtsort des ersten großen ungarischen Sprachforschers, des am
24. Februar 1749 geboreneu Nikolaus Revai.
Nördlich von Nagy-Szeut-Miklös, kaum eiue Stunde weit, liegt Csanäd, am
linken User der Maros. Es besteht gegenwärtig aus zwei Gemeinden: Nemet-Csanäd mit
1.868 und Szerb-Csanad mit 5.114 Einwohnern. Sein bescheidenes Äußere läßt deu
Fremden gar nicht ahnen, daß die Vergangenheit dieses Ortes weit in die Urzeit hinauf-
reicht uud hundertfältig mit den Ereignissen der Geschichte Ungarns verknüpft ist. Hier
stand, wie die nationalen Quellen des Mittelalters es ueuueu, jenes Marosvä ra
(Marosbnrg), wo zur Zeit Köuig Stefaus des Heiligen der nach Unabhängigkeit strebende
magyarische Häuptling Ahtony hauste uud ein die ganze Temeser Gegeud umfassendes, ja
noch über die Maros hinüber reichendes Gebiet beherrschte. Um sich der Oberherrlichkeit
des Magyarenkönigs zu entziehen, erhob er sich zum Kampfe für die Religion der Urväter.
Er verband sich mit dem griechischen Kaiser Basilius II., trat in Widdin zur griechischen
Religion über uud brachte griechische Mönche nach Marosvär mit, wo er für sie ein
Kloster nnd eine Kirche erbauen ließ. Stefan der Heilige sandte ein Heer uuter dem
Befehle eines ungarischen Magnaten Namens Csanäd ans, nm den Empörer zu bäudigeu.
Die große Reiterschlacht, in welcher Ahtony fiel, fand im Jahre 1929 am Araukafluß,
zwischen Oroszlanos, Szöreg, O-Bessenyö und Nagyösz statt. Der König erhob deu
Sieger Csanäd unter seine Hofwürdenträger, belohnte ihn mit den Gütern Ahtonys uud
machte, um deu Ruhm seines Sieges in der magyarischen Nation aufrecht zu erhalte«,
Marosvär uuter dem ueueu Namen „Stadt Csanäd" zum Hauptort eines Comitats,
defseu erster Gespau der glückliche Feldherr wurde. Zur Bekehrung der Gegend sandte
Stefan der Heilige den heiligen Gerhard als Bischof nach Csanad, das denn mich die
Pflanzschnle für das gefammte christliche Element der Gegend wnrde. Der Tatareneinfall
in den Jahren 1241 bis 1242 brachte Verderben über die blühende Stadt. Sie wurde
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch