Seite - 542 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
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1871 löste die ungarische Gesetzgebung die Militärgrenze auf und bekleidete
Pauesova mit eigener Jnrisdiction. Hiermit beginnt die neue Ära in der Geschichte der
Stadt, welche das Wnrzelsassen constitntionellen Lebens svwie ein gewaltiger Fortschritt
auf geistigem Gebiete charakterisirt.
Von den circa 20.0D0 Einwohnern Pancsvvas sind 2.000 Ungarn, 7.000 Deutsche,
8.000 Serben, die übrigen Rnmänen, Slovaken u. s. w. Das ungarische Elemeut war in
frühern Zeiten hier mächtig. Auch jetzt herrscht es in der Intelligenz der Stadt vor nnd
hat eine bedeutende Stütze in den Szekler-Colonien der Umgegend erhalten. Größere
deutsche Colouisatioueu saudeu in den Jahren von 1760 bis 1780 statt, besonders aus dem
Elsaß und Lothringen, später auch aus Böhmen, dann aus deu Wiener, Olmiizer, Prager
nnd Pester Juvalideuhäuseru. DieDeutscheu bewohnten die Unterstadt (Dentsch-Pancsvva);
die Serben wurden vom XV. Jahrhundert angefangen durch den Fall des serbischen
Reiches und die Quälereien der Türken zur Einwanderung nach Uugaru gezwungen. In
Pancsova nahmen sie in der Oberstadt (Raizisch-Pancsova) ihre Wohnsitze. Ihre Zahl
vermehrten bedeutend die 1794 her angesiedelten Rumänen, die in der Unterstadt zwischen
den Deutschen eine Unterkunft fanden, aber in knrzer Zeit serbisirt wnrden.
Die uugarifchen Bewohner Pancsvvas sind zum Theil katholischer, zum Theil
refvrmirter Religion. Die Deutschen fiud zum größten Theil Katholiken, doch gibt es unter
ihnen auch Lutheraner und Reformirte, während die Slovaken zumeist Lutheraner sind.
Die Serben und Rumänen gehören der griechisch-orientalischen Kirche an. Unter den Jnden
gibt es auch Freukeu (spanische Juden).
Pancsova ist eine regelmäßig gebaute, nette Stadt. Es besitzt zwei schöne Plätze: den
Frauz Josefs- und deu Elisabeth-Platz. Vou den öffentlichen Gebäuden sind erwähnens-
werth: die mit zwei Thürmen versehene stattliche ältere und die neue serbische Kirche, das
ansehnliche Rathhaus, das neue schmucke Gebäude des Staatsgymuasiums und das
städtische Spital. Pancsova besitzt ein Staats-Obergymnasinm, eine Bürgerschule, eine
staatliche uud eiue serbische höhere Mädchenschule, zwei Journale und zahlreiche gemein-
uützige Vereine. Die Ungarn haben drei Vereine: einen Verein zur Verbreitung der
ungarischen Sprache, eiueu Geselligkeits- und einen Gesangsverein. Unter den Unter-
nehmungen sind zu erwähnen: die beiden Geldinstitute, die vier Buchdruckereieu, die drei
Dampfmühlen, die Bachmann'sche Ziegelfabrik, die staatliche Seidenspinnerei. Schließlich
ist hier wichtig die zur Untersuchung der vvm Auslande einlangenden Thiere nnd Prvdncte
berufene Eiubrnchstativn nnd das Oberzollamt. Handel und Gewerbe ist lebhaft. Pancsvvas
Weizen- uud Maismarkt ist ersten Ranges.
Sechs Kilometer östlich von Pancsova, von einem schönen Walde nmgeben, liegt
das serbische Kloster Vojlovicz, gegründet im Jahre 1383 vvm serbischen Despoten
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch