Seite - 565 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9

565 gesäuertem Kraut und verschiedenen Gewürzen. Niemals geht die deutsche Hausfrau in die Nachbarschaft, um sich etwas zu borgen; eine Frau, die mit dergleichen die Nachbarn belästigt, gilt als schlechte Wirthin nnd wird keineswegs geschätzt. Der Charakter des südungarischen Deutschen ist ernst und gesetzt. Er läßt sich nicht leicht von der Leidenschaft hinreißen. In der Verwaltung seiner Angelegenheiten geht er sehr berechnend zu Werke. Dank seinen günstigen materiellen Verhältnissen, ist er selbst- Deutsches Ehepaar im Hausflur. bewußt, ja eingebildet. Fremden gegenüber zurückhaltend, zeigt er sich gegen Herren vollends mißtrauisch. Auch seine Gastfreundschaft ist mit einem guten Theil Zurückhaltung gemischt, indeß empfängt er den zu rechter Zeit kommenden seltenen Gast mit Höflichkeit und macht viel Wesens aus ihm. Er sieht es gern, wenn der Fremde seinen Wohlstand erkennt und würdigt. Besonders verläßlich ist sein Wort, auch seiue Ehrlichkeit und Nüchternheit sind tadellos, er gehorcht den Gesetzen, ist ein Freund der Ordnung, liebt Reinlichkeit und Häuslichkeit. In seinem ehelichen Leben herrschen gewöhnlich Frieden und Glück, obgleich bei den Eheschließungen nicht das Herz der jungen Leute, sondern der rechnende Verstand der Alten zu entscheiden pflegt. Den Sitten der anderen ihn