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Bäcska häufig vor, denn sie besuchten im XIV. und XV. Jahrhundert die Universitäten
von Prag, Wien und Krakau, zur Zeit des Königs Matthias aber die zu Bologna und
später die von Wittenberg.
Unter den Grundbesitzern der beiden Comitate finden wir die vornehmsten ungarischen
Geschlechter. Als Herren von größeren oder kleineren Besitztümern begegnen wir den
Familien Herczeg, Marvti, Horväti, Üjlaki, Garai, Czobor, Becsei, Korogi, Sulyok,
Nagyvölgyi, Rivai, Ordödi, Pakai, Fodor, Doroszlai, Besseuyei und anderen, ferner den
Kalocsa-Bäcser Erzbischösen und deu Mönchsorden, seit Sigismuud auch dem serbischen
Despoten Georg Brankovics, sowie seit König Albert dem Johannes Hunyady nnd deren
Nachkommen. Und nicht nur dieses gebildete Herrenvolk, sondern auch die Einwohnerschaft
der niederen Stände ist — die Hörigen des serbischen Despoten ausgenommen — rein
magyarisch.
Mit Ausnahme der bei der Einwanderung übernommenen Urnamen sind auch die
Benennungen der Ortschaften und Pnszten magyarisch; wir finden darunter neben den
nach Heiligen benannten „Dörfern und Kirchen" Namen wie die folgenden: Köegetö
(Steinbrand), Värszög (Burgeck), Nagyvölgy (Großthal), Veröfeny (Sonueuschein),
Jöfalu (Gutdorf), Repäs (Rübort), Likas (Löcherig), Jözan (Nüchtern), Kereki (Rundort),
Hetes (Wocheuarbeiter) und so fort. Außer deu als Sitz derBehörden bekannten Burgstädten
Bodrog, Häj-Szent-Lörincz und Bäcs finden sich als mehr oder weniger volkreiche und
bemerkenswerthe Städte erwähnt: Baja, Bätmonostor, Apäti (jetzt Apatin), Ezobor-
Szent-Mihäly (jetzt Zombor), Marötfalva (jetzt O-Moravicza), Szabadka (Maria-
Therefiopel), Becse, Fntak, Titel und andere.
Zu Anfaug des XIV. Jahrhunderts wurde innerhalb weniger Jahre all dies
vernichtet. Schon an den Folgen des Bauernaufstandes im Jahre 1514 hatte die Bäcska
schwer zu tragen, als aber nach der Niederlage bei Mohacs und später auf dem Rückzüge
von der Belagerung Wiens die türkischen Kriegsscharen diesen Landstrich durchzogen, da
verbrannten und verheerten sie die Ortschaften und hieben die Einwohner zu Tausenden
nieder oder schleppten sie in die Sklaverei.
Die Türken konnten daher, als sie sich daselbst häuslich niederließen, die ganze
Bäcska ohne jeden Widerstand besetzen und theilten sie in sechs Bezirke (Nahije), deren
Amtssitze Baja, Maria-Theresiopel, Zombor, Bäcs, Szegedin und Titel waren. In diesen
Städten lagen die Garnisonen und wohnten die mohamedanischen Familien; andere Ein-
wohner gab es da, wie auch auf dem flachen Lande, gar wenige. Der Zeitgenosse Anton
Verancsics hört auf einer Reise donanabwärts mit Rührung seinen Schiffer erzählen,
daß in dreißig Dörfern nicht so viel Menschen wohnen, wie früher in einem einzigen. Wo
sich vereinzelt eine kleine Gemeinde auf den Trümmern der alten gebildet hatte, wurde sie,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch