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mitten in diesem großen Bezirke ans, jene Orte aber schuf er zum Besitze des Ärars und
bevölkerte sie alsbald mit den scharenweise eintreffenden nenen Colouisteu. Für diese
glücklichen Operationen erhielt Redl die Herrschaft Stanisics-Rasztina, welche in den
Händen seiner Nachkommen (der freiherrlichen Familie Redl) gegenwärtig eine der schönsten
Musterwirthschaften bildet.
Zombor mußte sich damit zufrieden geben, daß es im Jahre 174i1 königliche Frei-
stadt wurde. Seiu Gebiet beträgt 53.577 Katastraljoch. Dieser Grundbesitz gehört größteu-
theils Serben, welche die Hälfte der 24.000 Einwohner Zombors ausmachen; von der
anderen Hülste sind je 5.000 Magyaren und Buuyeväezeu uud etwa 2.000 Deutsche. Der
laudwirthschaftliche Betrieb uud die Lebensweise sind hier seit uralter Zeit die uämlichen
wie in Maria-Therefiopel; wer Vermögen hat, wohnt am liebsten draußen auf feinem
Szalläs. Aus diesem Gruude entwickelt sich auch Zombor äußerlich nur laugsam, obgleich
es sich von Anfang an sehr günstiger Verhältnisse erfreut hat. Schon um die Mitte des
vorigeil Jahrhunderts war es Sitz der ärarischen Güterdirection, welche von hier aus die
wichtige Angelegenheit der Colonisationeu betrieb; später wurde der Franzenskanal au der
Stadt vorbei geführt und auch der Sitz des vereinigten Comitats dahin verlegt. All dies
fesselte eine Menge gebildeter Elemente an die Stadt und sie «ahmen noch zn, als
mancherlei andere Ämter dahin übersiedelten, die Stadt selbst aber beginnt erst seit einigen
Jahren ein gefälligeres Äußere auzuttehmeu. In ihrem alten Mittelpunkte, auf dem Platz
vor dem thnrmgeschmückten Rathhause stehen noch die altväterischen Ärarialgebände des
vvrigen Jahrhunderts, hier ist die im Juueru schön reftanrirte römisch katholische Kirche,
während sich an der anderen Ecke des Platzes das neue Staatsgymnasium erhebt.
Die schönste Straße ist die Hauptstraße, welche vou der Rückseite des Rathhauses
dem Comitatshause zuführt, aus lauter stockhohen Häusern besteht und auch die eleganteste»
Lüden aufweist. Das schönste Gebäude der Stadt ist das auf dem freien Platze allein
stehende Cvmitatshaus. Schou iu seiner alten Gestalt wurde es als einzig in ganz Ungarn
gepriesen; jetzt, nachdem es im vorigen Jahrzehnt mit dem Auswaude einer halben
Million Gulden restanrirt worden, gleicht es an Größe und äußerer Zier einem fürstlichen
Palaste, es list der Stolz nnd würdige Sitz des großen Doppelcomitats. Es enthält
prächtige Privatwohnungen und eine ganze Menge der verschiedensten Ämter. Außer deu
sämmtlichen Ceutralämtern des Comitats ist darin das Stnhlrichteramt von Zombor
untergebracht; 36 Zimmer nehmen der Gerichtshof und das Grundbuchsamt eiu;
dort findet mau ferner die Finanzdiretion, das Staatsbauamt, das königliche Schnl-
infpectorat, dann im rückwärtigen Tracte die königliche Staatsanwaltschaft nnd die mit
einer Schnellpresse ansgestattete Eomitatsdrnckerei; selbst der landwirthschastliche Verein
des Comitats uud die historische Gesellschaft haben darin Unterkunst gefunden.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch