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Ein alter Ort ist noch Apatin an der Donau, vor der Schlacht bei Mohäcs
Apäti genannt. Jakob Banffy hat dort im Jahre 1514 den Bauernaufstand nieder-
geschlagen. In der Türkenzeit wurde es völlig verheert, gelangte aber durch die deutschen
Kolonisten des vorigen Jahrhunderts zu neuer Blüte. Gegenwärtig ist es zwischen Baja
und Neusatz die bedeutendste Uferortschaft der Bäcska, es hat eine Dampfschiffstation nnd
ist Sitz des Stuhlrichteramtes und Bezirksgerichts. Mit dem 15 Kilometer weit entfernten
Zombor ist es durch eine gute Chaussee verbunden. Seine Straßen sind regelmäßig und
mit Bäumen bepflanzt, es hat viele hübsche Privathäuser und eine schöne stockhohe
Bürgerschule. Seine 12.000 Einwohner sind sämmtlich fleißige Gewerbs- nnd Kaufleute.
Der Fischfang beschäftigt über 500 Familien nnd unterhalb der Ortschaft klappern nicht
weniger als 58 Wassermühle!?. Ferner wird die Ziegelsabrication im Großen betrieben
(48 Öfen), und ebenso die Töpferei. Die Weidendickichte der Gegend liefern Stoff für die
Korb flechterei; etwa 200 Familien leben davon. Von hier aus wird auch die südliche
Gegend mit den hier beliebten Holzschuhen (kwmpa) versehen. Neuerdings beginnt man
das in der Gegend wachsende Rohr zur Herstellung von Kunstgegenständen zu verwenden.
Im Großen und seit Langem wird ferner Hanf gebaut, dessen jährliche Ausfuhr
15.000 Meterceutuer erreicht. Bedeutung haben schließlich der Getreidetransport und die
Seidenprodnction erlangt. Der Maulbeerbaum wird übrigens auch noch zur Herstellung
des Manlbeerbranntweines (tuckovica) verwerthet, von dem etwa 1.000 Hektoliter jährlich
gewonnen werden. Selbstverständlich erfreut sich bei so mannigfaltiger Thätigkeit die
Bevölkerung eines allgemeinen Wohlstandes. Eine auffallende Episode des Volkslebens
bildet das Fest am Vorabende St. Johanns von Nepomuk; die Müller uud Fischer
begehen es, indem sie ihren Schutzheiligen in Begleitung von Hunderten bekränzter und
beleuchteter Kähne nnter prasselndem Feuerwerk auf dem Strome umherfahren und dann
ein reichliches Festmahl folgen lassen.
Oberhalb Apatins beginnt die „kleine Römerschanze", ein Erdaufwurf, der sich über
Pr ig l icza-Szeut - Jväu gegen Doroszlö hinzieht nnd dann gegen Südost wendet,
meistentheils aber schon so niedergepflügt ist, daß man kaum noch seine Richtung erkennt.
In der Gemarkung von Doroszlö, am linken Ufer des Mosztonga-Baches befindet sich ein
berühmter Wallfahrtsort mit schöner zweithürmiger Kirche.
Noch etwas weiter oben liegt O-Sz tapä r , mit 5.000 serbischen Einwohnern, deren
Webeknnst im ganzen Eomitate berühmt ist. Nordöstlich davon liegt die Pnszta Kis-
Sz tapär , wo sich vom Franzens-Kanal der Bewässernngs- oder Franz Josephs-Kanal
abzweigt. Unser erhabener Herrscher hat im Jahre 1872 den ersten Spatenstich dazu
gethau und dies ist durch eine Denksänle bei der Mündung bekundet. Am liukeu Ufer des
großen Kauals stehe» die ansehnlichen festen Steingebände, in denen sich die Bureaux des
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch