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Eine halbe Stunde von Kovil erscheinen die weißen Häuser einer neuen Gemeinde
mit etwa 2.000 Einwohnern: Tisza-Kälmän-falva (Koloman Tiszas Dorf), die sich
im Jahre 1884 an der Stelle der ausgerodeten ärarischeu Walduugeu gebildet hat.
Weiter oben liegen die Gemeinden Gynrgyevo uud Zsablya (Jözseffalva), westlich
das serbische Goszpodincze (vor der Schlacht bei Mohäes: Boldogasszonyfalva —
Dorf unserer lieben Frau) uud jenseits davon die große magyarische Gemeinde Temeri»
mit 8.000 Einwohner«. Bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts war auch diese, als
ärarische Gemeinde, zur Hälfte vou Serben bewohnt; als aber die Familie Szechen
die Domäne erhielt, wollten jene keine Leibeigenen bleiben, sondern übersiedelten, indem sie
selbst ihre Kirche niederrissen und auf Wagen lnden, nach der Puszta von Gynrgyevo
uud bildete» dort eine neue Gemeinde. Auf ihrer verlassenen Wohnstätte wurden uene
magyarische Bewohner aus den Eomitaten Pest, Heves und Nögräd angesiedelt. In den
Kämpfen des Jahres 1848 wurde es eingeäschert und konnte sich lange nicht von diesem
Schlage erhole». Jetzt ist es eine der hübscheren Ortschaften der Bäeska; seine Bewohner
sind fleißige Ackerbauer, doch nimmt ihre Zahl so zu, daß viele schon nach Syrmien
auswandern. Temerin versieht die Umgebung mit Dienstboten; es sind jährlich an Dienst-
mägden allein 400 bis 500 auswärts. Von hier gelangt man, an dem unter Josef II.
gegründeten Järek vorbei, uach Neusatz.
Neusatz (Ujvidek) liegt, von sumpfigem Lande umschlossen, an einem Sporn der
Donau, der Festnng Peterwardein gegenüber. Name und Alter der Stadt reichen nicht
über auderthalb Jahrhunderte znrück. Seitdem Peterwardein besteht (schon die Römerzeit
kannte dort eine Beste Lusum), mag sich auch auf dem diesseitigen Ufer der Donau wohl
immer eine kleine Niederlassung befunden haben, die vor der Schlacht bei Mohäes sammt
ihrer Umgegeud zu der Eiftercienferabtei Belaknt gehörte, welche iu Peterwardein ihren
Sitz hatte. Auch ihr Name (Basar os-Bärad) kam von der Festung her. Als die Türken
Peterwardein eroberte», ging sie ganz zn Grunde und da waren es Serben, die auf den
Trümmern der alten Niederlassung eine neue gründeten; sie nannten diese Baradin, die
amtlichen Schriften aber k'ossatum Varackiense, magyarisch: „petervaracki s-rne?"
(Peterwardeiner Schanze). Bei der Conscription des Bäcser Comitats im Jahre 1K99
waren nur 43 steuerzahleude Bauern im Orte aufgenommen; nach einigen Jahren aber,
besonders als dieTürkeu Belgrad wieder erobert hatten, vermehrte sich die Bevölkerung
ansehnlich durch deutsche sowie serbische Kaufleute und Gewerbslente, welche von dort
geflohen, sich hier niederließen. Nach dem Aufhören der Militärgrenz-Organifation wurde
der Ort kraft dem Privilegienbriefe vom 1. Februar 1748 königliche Freistadt und erhielt
statt seines alten Nameus den Namen Nen-Satz (Ujvidek, Novi-Szad, Neo-Planta).
Der Name „Schanz" aber blieb im Bolksmuude noch lange erhalten. Der Baner sagte
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch