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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 641 -
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641 Schürzen, Geld n. s. f.), die von Küm, Starisvat, Dever und Tschansch gesandt, auf verschiedenartiges Backiverk gelegt dargebracht werden. Den Schluß macht der Polstertanz. Die Hochzeitsgesellschaft bildet einen Kreis um den Tschausch und umtanzt ihn, wobei er den Polster, den er in der Hand hält, bald vor dieses, bald vor jenes Mädchen hinlegt, welches rasch darauf hinknien muß, weuu der Tschausch das Kisseu uicht noch rascher wieder wegzieht. Weiß ein Mädchen flink auf den Polster zu knien, so bekommt sie von dem im Kreise Befindlichen einen Kuß und geht für ihu in den Kreis. Diesen Polstertanz pflegt der Tschausch oft damit zu beeudeu, daß er den Polster aufschlitzt und die Federn über die Umstehenden ausstreut. Eine serbische Hochzeit dauert mitunter eine ganze Woche. Die serbische Familie, sei sie auch noch so zahlreich, trennt sich selten. Vater, Groß- vater nnd Enkel bleiben beisammen, die Mädchen folgen ihren Gatten, die Söhne aber heiraten nach Hause. Nur in Familien, wo die Tochter das einzige Kind ist, nimmt man den Tochtermann ins Haus. Die juuge Frau trägt im ersten Jahre ihrer Ehe bei allen festlichen Anlässen einen großmächtigen, ans Knnstblnmen gebauten Kopfschmuck (ubrackäe) und um den Hals die vielen Gold- und Silbermünzen, die sie als Hochzeitsgefcheuke erhalten hat. Begegnet sie auf der Gasse einen« alten Mann aus der Verwandtschaft, so küßt sie ihm die Hände, einem jungen aber Augen, Muud uud Wange. Eine Woche nach der Trauung beginnen die Besuche der Verwaudteu bei dem jungen Paar und daueru drei Tage lang unter fortwährender Schmauserei, bei Dudelsack und Tanz. Beerdignngsgebränch e (poZied). Ist Jemand gestorben, so wird er durch die Angehörigen oder gedungene Klageweiber beweint, die seine guten Eigenschaften in Stegreif- gesängen verherrlichen. Vor der Beerdigung trägt man ihn in die Kirche, wo die Leichen- ceremonien verrichtet werden; nach der Einsegnung schafft man ihn auf deu Gottesacker hinaus. Nach dem Begräbnis; darf der Leichenschmaus nicht fehlen. Am folgenden Tage tragen die Frauen Speise und Trank auf den Friedhof uud vertheile» das um der ewigeu Seligkeit des Verstorben willen an arme Leute und Bettler, während sie das Grab mit Wein besprengen. Vvlksglanbe nnd Aberglaube. Die Serben, besonders die Weiber, glanben fest an allerlei Zauber und an jedes Familienereigniß knüpft sich der Aberglaube. Das sind jedenfalls Reste des Heidenthnms, welche das Christenthum uicht ganz verwischen konnte, ja es werden sogar die christlichen Heiligen heidnisch gemacht. So ist der heilige Elias zum Douuergott, die Jungfrau Maria zur Göttin des Blitzes, der heilige Panteleimon zum Gebieter der Stürme und der heilige Nikolaus zum Herrn der Gewässer geworden. „Hilf Gott uud heiliger Nikolaus!" ruft der Serbe im Wogensturm. Ungarn II. 41
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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