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Der Jsonzo hat kein starkes Gefalle, dasselbe beträgt von Flitsch, wo er rechts die
Korituica aufnimmt, bis Görz noch nicht 400 Meter. Namentlich der nntere Theil des
Laufes hat nur ein geringes Gefalle gegen die Ebene und das Meer hin. Das Thal ist
tief in die jnlischen Alpen hinein eingeschnitten, Klima und Pslauzeuwuchs des Görzer
Hügellandes machen sich noch eine Strecke isvnzoanfwärts bemerkbar.
Man verspürt bereits den Einfluß des Südens in der Ausstattung der menschlichen
Wohnstätten. Kühle Hallen, hohe Wohngebäude treten allmälig au die Stelle der arm-
seligen Hütten der Bergbewohner im obersten Flußthal. Hier uud da erhebt sich schon,
wie als Ziergras vor italienischen Landhäusern, in der Nähe menschlicher Wohnstätten
das hohe Schalmeienrohr. Bis zu deu steilen Usern des Jsonzo hinab, ans dem hier und
dort mächtige Riffe hervorragen, reichen Matten, vielfach von Fruchtbänmen beschattet.
Um Cauale herum hat der Pslauzeuwuchs nahezu schon den Charakter der Hügel in der
nächsten Nähe von Görz angenommen.
Wenn man sich Soleano nähert, wo das bis nnn enge Jsouzothal sich zur Küsteu-
ebeue ausweitet, in einer Entfernung von etwa fünf Kilometer von Görz, nimmt man
bereits die ersten Spnren von der Natur des Karstes wahr, welcher hier mit dem Moute
Santo und dem Monte San Valentino gegen den Jsonzo abstürzt. Aus dem Radioliten-
Kalkstein brechen auf beideu Seiteu des Jsouzo hart au seinem Spiegel Bäche klaren
Wassers als Quellen hervor: auf dem rechten Ufer des Jsonzo in schaumigem Schwall
die gesammelten Niederschläge, welche die Onellklüste des westlich vom Flusse gelegenen
breiten, durchschnittlich sich bis zu süufhuudert Bieter erhebenden Höhenzuges anssüllen,
auf dem linken aber die hellen Wässer, welche in einem anderen Gebirge als dem Karste
inmitten des oben gelegenen Thales Cepovan frei unter dem Himmel als Bach fließen
würden, hier aber sich durch die Felfeustufeu uach abwärts gesenkt haben, um au der
tiefsten Stelle dort, wo der Jsonzo fließt, emporznwallen. Sie führe» deu bezeichnenden
Namen Merzlek, das „kalte" Wasser.
Im oberen Jsonzothal, östlich von Karsreit, erhebt sich die Hauptaussichtswarte jeues
Gebietes, der 2.246 Meter hohe Kru. Was jeue Erhebung für den Blick auf das Heer von
Spitzen der julifcheu und Venetiauer Alpen, das ist der um mehr als dreimal uiedrigere
Gipfel des Monte Santo (684 Meter), welcher gerade über den Merzlek emporragt, für
die bescheidenere Umgebung der Vorlande. Es dürfte nicht leicht sein, irgendwo eine gleich
unbedeutende Höhe zu siuden, deren Panorama sich so lehrreich uud mannigfaltig gestaltet.
In dieser Beziehung erfüllt diese letztere Örtlichkeit alle die Hoffnungen, die man auf die
sinnige Auswahl uralter Audachtsstätten alleuthalbeu mit Recht setzt. Mau überschaut
einen Theil des Ternovaner Waldes, das tiese Thal des Jsonzo, die Küste der istrischen
Halbinsel und die Lagunen bis zur Mündung der Piave und darüber hinaus, das
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch