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gelegen und sammt ihrer Umgebung am besten vom dortigen Bahnhof aus zu überblicken,
krönt einen Hügel, der sich aus einer breiten Terrainsenkung erhebt, wohin von drei
Seiten tief eiugeschuitteue Furchen zwischen gerundeten, nach uuteu hiu flacheren Hügeln
convergiren. Die Gehänge dieser Hügel wiederholen im Kleinen die erwähnte Fnrchen-
bildnng, und geschläugelte Bächlein — eben nur der Istria eigenthümlich — rinnen
thalab; die weniger durchfurchten flacheren Abhänge tragen Wiesen und Felder in weit
größeren Parcelleu, als sie iu den beiden anderen Landestheilen möglich sind, ebenso wie
Rebengelände und stellenweise auch alte, aber meist lichte Bestände von Laubholz, — knrz,
der trostlose Anblick der Cicerei findet hier einen wohlthuenden Gegensatz.
Um von hier weiter nach Pisino zu kommen, thun wir am besten, das Innere des
Landes mit der Bahn zu durchreise». Es folgt da zunächst ein Hügelgewirre, abwechselnd
bewaldet und cnltivirt, aber stets mit wilden Erdrissen, hier und da mit hervorsteheuden
Kalksteingruppen, welche das lehmige Sandsteinterrain unterbrechen und auf ihrem
beschränkten Raume sogleich deu Charakter der Landschaft ins Karstartige umändern — so
bei Rozzo und Lupoglava.
Gegen Pisino hin kommen wir wieder in eine länger aushaltende Weitung mit
ziemlich ebenem wiesenreichen Boden, durchzogen von einem gewundenen Bache mit
Weidenbäumen an den flachen Ufern, der stellenweise in kleinen Wasserfällen quer liegende
Gesteinsbänke überriuut — ein mehr idyllisches Bild, das an steirische oder oberöster-
reichische Thalgegenden erinnert. Bei Pisino selbst rücken die Höhen wieder nahe aneinander
und lassen zuletzt dem Bach nur eiue ganz schmale gewundene, sackartig endigende
Schlucht übrig, in deren Hintergrund er sich in ein Felsenthor, die „Foiba" stürzt, ohne
weiterhin verfolgt werden zu können.
Die Stadt selbst liegt bereits am südlichen Räude der Istria xialla; man sieht an
der Südseite der Stadt auf eiu gegenüberliegendes Gehänge mit terra rossa und der
Häufercomplex des Ortes ist auf einer vorspringenden Leiste jenes weicheren kalkigen
Grenzgesteins erbaut, das sich meist zwischen dem lassello und dem eigentlichen Karstkalk
einschiebt.
Gerade beim Zusammeutreffeu der zwei Formationen ist die erwähnte „Foiba"
und ein Theil der Häuser liegt unmittelbar am Rande der circa 130 Meter tiefen Foiba-
Schlucht; aus einem Fenster des alten Hauses der ,^c>bili äeliapi?io« nächst dem alter-
thümlichen Anersperg'schen Schlosse, das den Stadthügel krönt, könnte man sich direct in
den schäumenden Foiba-Bach stürzen.
Verfolgen wir uun entweder die Fahrstraße oder den Schienenweg von Pisino
weiter nach Süden, so durchziehen wir das südliche, nur mehr unter 160 Meter hoch
gelegene Drittel des Landes, die »Istria rossa".
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch