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eingeht, um den Niveauausgleich zwischen den zwei durch die erwähnte Landenge getrennten
Meerestheilen herzustellen.
Bei der Cavauella endigt noch nicht die Insel Cherso, souderu hat dort erst etwa
zwei Drittel ihrer Länge erreicht und setzt in südöstlicher Richtung gegeu Dalmatien hin
fort, nur flacher und niedriger, als wir sie bisher gefunden haben, auch weniger rauh und
mehr bewachsen mit überhandnehmenden immergrünen Sträuchern.
Wir verfolgen dieses letztes Drittel nicht weiter und überschreiten den Steg von
Ossero, um Lussiu zu betreten.
Diese gleichfalls schmale und langgestreckte Insel, ein verkleinertes Abbild von Cherso,
wendet die eine ihrer Längsseiten der Bora entgegen mit einem Ausblick zunächst auf das
gegenüber liegende Cherso und weiterhin auf die nördlichsten dalmatinischen Inseln und
die dazwischen liegenden Meerestheile mit dem Velebit als Hintergrund. An dieser Küste
liegt die ältere, aber jetzt kleinere Stadt Lnssin grande mit einer reizenden Aussicht und
zahlreichen grünenden Campagnen, aber ohne Schutz gegen die Bora.
Die entgegengesetzte Küste sieht nach Südwesten in die weite offene See hinaus, wo
nur wenige kleine Inseln auftauchen; hier liegt der Hafen von Cigale, weit und breit der
passendste Punkt, um wirklich reine Seeluft zu athmen, nur bietet er leider bisher keine
bequeme Unterkunft. Zwei Einschnitte dieser offenen Meeresküste führen in eine große,
wieder parallel mit dem Juselrückeu gestreckte Bucht, ähnlich einem Binnensee und ohne
Aussicht auf das offene Meer, wo am südöstlichen geschützteren schmalen Ende die Stadt
Lnssin piecolo erbaut ist, welche heutzutage das früher genannte Lnssin grande an Größe
weit übertrifft. Lnssin piecolo empfiehlt sich wohl hauptsächlich nur durch die größere
Wohnlichkeit vor den anderen bekannteren Orten der Insel, im übrigen bietet es mit seinen
ringsum beinahe kahlen Steingehängen, welche erst nach und nach derBepslanzuug entgegen-
gehen, weder die landschaftliche Schönheit von Lnssin grande, noch den anziehenden
maritimen Charakter von Cigale.
Wer von Lnssin einen wirklich reizenden Anblick genießen will, muß eben einen der
beiden erstgenannten Orte, die sehr leicht und bequem zu erreichen sind, oder das etwas
entferntere Neresine besuchen. Dieser letztere Ort liegt am Wege von Lnssin zum Monte
d'Ossero, welcher, je mehr man sich Neresine nähert, ein desto vollkommeneres Bild einer
dichtgedrängten, vielgestaltigen, immergrünen Vegetation gewährt. Zuerst gelangt man
über eine Strecke, wo mächtige Myrthensträucher auf schotterigem Boden zerstreut stehen;
weiterhin schließen dieselben sich näher aneinander nnd werden noch weiter fort von baum-
artigen Eriken, Steinlinden, Stecheichen, Erdbeerbäumen u. f. w. verdrängt, welche in
dichtem Schlüsse die ausgesprochenste sogenannte „Macchienformation" darstellen, die man
schöner und vollständiger nicht leicht wieder finden kann.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch