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Das Geburtsjahr der römischen Colonialstadt ist unbekannt, doch steht es wohl
nicht zu weit von dem siegreichen Feldzuge des Consnls Sempronius Tuditauus gegen die
Japyden (129 v. Chr.) ab. Mehr als sieben Jahrzehnte später fiel der Ort, als das
cisalpinische Gallien bei Cäsars Unternehmnngen jenseits der Alpen von Truppen entblößt
war, einem Plünderungszuge der Japyden zum Opfer. Octaviauus Augustus (30 v. Chr.
bis 14 n. Chr.) gab Tergeste neue Befestiguugen, derselbe Fürst, welcher auch das Unter-
thanengebiet der Colouie bedeutend erweiterte.
Aber nicht nur den Ort selbst schützten Wall und Graben, auch die wichtigeren
Verkehrswege, die uach Tergeste führten, waren durch Kastelle gesichert. Sogar das
entferntere Gebiet wurde vou Verschanzungen durchzogen, deren Spuren noch erkennbar
sind. Galt dieser Bezirk doch als Vormauer Italiens, das seit der Reichseintheilung des
Augustus Jstrieu bis zur ^rsia (heute Arsa) umfaßte.
So genoß denu unsere Stadt alle materiellen und politischen Vortheile, welche das
Kernland des römischen Reiches vor den Provinzen auszeichneten. Tergeste blühte und
gedieh, so lange die italischen Gemeinwesen unter dem Schutze dieser Vorrechte und eines
selten unterbrochenen Friedens standen; es sank und verfiel, als die Grundbedingungen
seiner Wohlfahrt dahinschwanden.
Allerdings war Tergeste auch in den glänzendsten Tagen des römischen Weltreiches
kein bedeutender Ort. Zu nahe lag das gewaltige Aqnileja, das Handelsemporium für
unsere Alpenländer, der Knotenpunkt der Straßenlinien. Aber ebenso weit entfernt war
Trieft jenes Fischernest zu sein, als welches man es nach der Entstehung des Freihafens
oft geringschätzig bezeichnete. Dem au Umfang über die heutige Altstadt hiuausreichenden
Orte fehlte es zur Römerzeit weder am Nothwendigen, noch am Schönen, weder an
Hafenanlagen nnd Wasserleitungen, noch an einem Theater, an Tempeln, Altären
nnd Statueu.
Wer heutzutage die Stadt durchwandert, siudet allerdings wenige Spnren aus dieser
läugstvergaugeueu Zeit. In den Thurm unserer Kathedrale sind einige Säulen eingemauert,
Bestandtheile eines Tempels der capitolinischen Gottheiten, welchen Clodins Onirinalis,
Präfect der Flotte von Ravenna znr Zeit Neros, erneuert hatte. Unweit einer anderen
Kirche in der Altstadt, der ehemaligeu Jesuitenkirche, steht ein eigenthümlicher, halb im
Boden vergrabener inschriftloser Bogen, seiner Form nach der spätrömischen Zeit angehörig
und von unsicherer Bestimmung. Ein Kranz von Sagen hat das verwitterte Mauerwerk
umslochteu und sich auch der Name» desselbeu bemächtigt. Die gegenwärtige Benennung
,^rcc> «li Iliccai'llo", welcher der Kreuzfahrer Richard Löweuherz vorschwebt, ist ebenfo-
wenig begründet wie eine andere, die den dai-Io", den Longobardenbesieger im Auge
hat. Noch dürftiger siud die Spure», welche sich vou dem uuter Trajau durch G. Petrouius
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch