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der offenen Rhede in einen geschlossenen Hafen durch die Anlegung dreier mächtiger
Bassins uud eines mit der Uferlinie parallel lanfenden Hafendamines) hier 1878 erstände»,
während er früher an einer anderen Stelle lag. Auch die Häuser, welche den Bahuhosplatz
uiuschließeu, siud der Mehrzahl uach neu, nicht minder die beiden iuuereu Gärtcheu uud
das Denkmal in dem eiuen derselben.
Und sowie der Platz neu ist, mit dem der zu Lande kommende Fremde gewöhnlich
die Stadt betritt, so hat auch der Hauptplatz Triests sein altes Aussehen ganz uud gar
verlöre». Abgesehen davon, daß auch hier das Meer, das zur Römerzeit an einzelnen
Stellen sogar hinter den heutigen Platz zurückging, im Laufe der Jahrhunderte zurück-
gedrängt wurde, hat sich der Platz uicht blos erweitert, sondern auch seine saalartige
Geschlossenheit abgestreift. Die alte trennten Manern und Häuser
gänzlich vom Meere, der Stadtpalast stand frei da, an der Stelle des heutigen, die Rückseite
des Platzes einnehmenden Rathhauses erhob sich ein anderes städtisches Gebäude, zwei
Kirchlein bezeugten den frommen Sinn der Bürgerschaft, ein Thor führte zum Meere,
Durchlässe uud enge Gassen zu der übrigen Stadt. In dieser Form erinnerte der Platz
an jene der istrianischen Küstenstädte. Im gegenwärtigen Jahrhundert fanden hier große
Umgestaltungen statt. Es verschwanden die beiden Kirchlein, der alte Palast, der seine
Rolle längst ausgespielt und in der letzten Zeit nur eine wenig würdige Verwendung
gefunden hatte, die Manern nnd die Baute», welche den freien Blick auf das Meer
hinderten. Natürlich fiel auch das Hafenthor, das einzige noch bestehende Stadtthor. An
die Stelle des zugeschütteten inneren Hafens, des Mandraechio, trat ein Gärtchen und in
den Jahreu 1880 bis 1883 erstand an der einen Seite desselben, wo früher der Fischmarkt
gewesen war, der Lloydpalast, ein prachtvoller Renaissancebau Heinrich von Ferstels.
Wird einmal auch das gegenwärtige Regierungsgebäude durch eiueu würdigeren Neuban
ersetzt, dann werden die beiden Flügel des Platzes gegen das Meer zn einen harmonischen,
schönen Abschluß gefunden haben. Die Rückseite bildet der 1875 vollendete städtische
Palast, der einzige öffentliche Prunkbau Triests, der von einem einheimischen Architekten,
Giuseppe Brnni, herrührt. Leider entspricht der stattlichen, im reichsten Renaissancestil
gehaltenen Fa^ade nicht die Tiefe des Palastes, — der dünne Ban gleicht fast einem
Vorhang, der mitleidig die Altstadt verdeckt.
Erst wenn wir diese betreten und einige der engen, winkeligen Gassen durchwandert
haben, fühlen wir uns vom Hauche des Alte» umweht. Hier erinnert noch Manches an die
istrifchen Küstenstädtcheu. Nach Jahrzehnten dürfte sich allerdings auch in diesem Bezirke
Vieles geändert haben.
Da fast alle schöneren Gebäude unserer Stadt der neuesten Zeit angehören, so ist
hier auch nicht von einer historischen Entwicklung und Aufeinanderfolge verschiedener
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch