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nicht nachweisbar. Als die Gemeinde im XVI. Jahrhundert den Vorstellungen dadurch
einen offieielleu Charakter gab, daß sie sie an den letzten Carnevalsabenden ans ihre
Kosten im Stadthause veranstaltete, hören wir von Comödien und Tänzen, die von Pfeife,
Flöte uud Tamburiu begleitet wurden. Nicht jedes Jahr erwähnen die Rechnungen der
städtischen Kämmerer die Comödien ausdrücklich, immer aber „Pfeifer", und da diese einen
verhältnißmäßig hohen Lohn erhielten, so dürften sie wohl zugleich Komiker geweseu sei»,
wie sie in einem späteren Documeute (1621) ausdrücklich genannt werden. Sicher ist, das;
1525 die erste im Palast gespielte Comödie beglaubigt erscheint. Das alte kirchliche Schau-
spiel ging dabei nicht leer ans, besonders die Lebensgeschichte des heiligen Jnstns (cke
missier Kiusto) erfreute sich nachhaltiger Beliebtheit. Auch Anspielungen auf Zeit-
ereignisse fehlten nicht ganz. So ist uns aus dem bedeutungsvollen Jahre 1683 ein Stück
des Stadtlehrers Nons. I'ictio kiossetti . l ^ llckutia in I)io ovvero Vienna liberale,
zwei Jahre später eiu anderes auf die Siege der kaiserliche» Waffen über die Türken
bekannt. Die Jesuiten, welche seit 1620 in unserer Stadt ein Collegium errichtet hatten,
pflegten ihrem Schulprogramm gemäß gleichfalls theatralische Ausführungen, anfangs in
lateinischer, später in italienischer Sprache. Sie erbauten sogar 1739 in ihrem Colleginm
eiu kleines Haustheater. Drei Jahrzehute vorher war schou im städtischen Palast zunächst
provisorisch ein Theater errichtet worden, in welchem das Ballet, sowie die evmmeäia
äell arte gepflegt wurde. 1763 verwandelte sich das mittlerweile dauernd in der 8lun
comunnle untergebrachte S. Pietro-Theater in ein kaiserlich-königliches. Meist wurde
zur Zeit des Laureutius-Marktes von venetianischen Opern- und Balletgesellschaften
gespielt. Seitdem die Bevölkerung zunahm und die Zahl der Theaterbesucher stieg, dauerte
die Spielzeit länger.
Auch deutsche Gesellschaften kamen ab und zu. Am 11. Juni 1786 begann beispiels-
weise die Truppe des Johauu Friedl ihre Vorstellungen mit dem Schröder'schen Lustspiel
„Der Fähnrich". Dieselbe Gesellschaft trat im folgenden Jahre wieder mit Goethes
„Clavigo" und Schillers „Kabale und Liebe" auf. So groß war die Theaterlust der
Triester, daß man mitten unter deu Stürmen der napoleonischen Kriege daran ging, ein
geräumigeres Haus zu baue». So entstand 1801 das nach den Plänen des Deutschen
Pertsch errichtete gegenwärtige Cominnnaltheater.
Während der französischen Oeenpation von 1805 enthielt sich die Bevölkerung, sowie
1797, trotz der Bemühuugeu der Machthaber des Theaterbesuches. Auch die Zeit von
1809 bis 1813, mit der ja ein bedeutender Rückgang in der Entwicklung unserer Stadt
verbunden war, verlief für das Theaterleben wenig günstig. Dagegen hob sich dasselbe
nach der Rückkehr der Österreicher immer mehr. Namentlich auf dem Gebiete der Oper
behauptete das l'vatrv gründe, wie mau es auch uauute, eiue hervorragende Stellung.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch