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erfahren wir von Männern, welche durch die Gemeinde oder jene Körperschaft, der die
Sorge über den Bau von St. Just oblag, berufen wurden. Unter den Fremden sind die
wichtigsten: der schon genannte Benedetto Carpaccio und Giorgio Vincenti, beide
aus Capodistria, von Einheimischen Andrea de Paris (aus dem Ende des XV. Jahr-
hunderts) und Giusto Spada (XVI. Jahrhundert).
Wie sehr noch im ganzen ersten Säculum des Freihafens die Malerei hier im
Argen lag, beweist am besten der Umstand, daß zu alleu wichtigeren Werken ebenso, wie
wir es bei den anderen bildenden Künsten gesehen haben, Fremde herbeigezogen werden
mußten, meist Venetianer oder Mitglieder der venetianischen Akademie. Manche fanden
wohl hier ein zweites Heim, wie Gins. Bern. Bison und Natale Schiavoni, dessen
berühmter Sohn Felice hier 1803 das Licht der Welt erblickte. — Auch als die Aus-
schmückung der neuen Autouiuskirche eine Reihe von Bildern erforderte, fiel die Herstellung
derselben der venetianischen Akademie zu. Zwei der damals beschäftigten Künstler,
Grigoletti und Lippariui, erwarben sich das Verdienst, Triester Maler herangebildet zu
haben. Allmälig erwachte nämlich auch hier die Lust, am künstlerischen Schaffen selbst
teilzunehmen, und wiederholte Kunstausstellungen in unserer Stadt förderten sie. Niemand
nahm an diesen Bestrebungen eifrigeren Antheil als der schon oft genannte Mann, der die
edelste Vereinigung von Alt- und Nenbürgerthnm in Trieft verkörpert — Domenico de
Rossetti. Sohn eines Kaufmanns aus der Theresienstadt, aber außerhalb Trieft erzogen,
war er den Überlieferungen der alten Stadt fremd und doch ihr eifrigster Vertreter,
zugleich dem Herrscherhause so ergeben, daß er während der französischen Zwischen-
herrschaft kein Amt annahm, ein treuer Pfleger seiner Muttersprache, thätig auf den
verschiedensten Gebieten und stets bereit, sein Wissen der Vaterstadt zu widmeu. Entsprach
auch bei seinen künstlerischen Bemühungen, wie bei so manchen anderen, der Erfolg nicht
ganz seinen Wünschen, so gelang es ihm doch wenigstens, das zarte Pflänzchen, das auf
dem steinigen Boden nur mühsam Wurzel faßte, mit vor dem Untergang zu bewahren.
Wer jetzt den Revoltella-Palast durchwandert, der durch die großherzige Speude
seines einstigen Besitzers sammt dem reichen Inhalt und den nöthigen Summen zur
Vermehrung der Sammlungen der Gemeinde vermacht wurde, der findet eine Reihe von
Gemälden, die von Triester Künstlern der letzten vier Jahrzehnte herrühren. Hier sind,
wenn wir den Todten den Vortritt lassen, Bilder Gatteris, jenes Malers, dessen
erste Knabenversuche schon die allgemeinste Aufmerksamkeit erregten, ferner von August
Tomiuz, dem mittleren dreier Künstlergenerationen: schon sein Vater Josef war in den
Zwanziger-Jahren hier als Porträtmaler thätig und sein Sohn Alfred, der gegenwärtige
Eonfervator des Museums, ist insbesondere als Pserdemaler geschätzt. Hier erblicken wir
Bilder Lor. Bnttis, dann des zugewanderten, aber bis zu seinem Lebensende in Trieft
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch