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Jdria in den Jsonzo, südlich von Tolmein dem Marktflecken Santa Lncia gegenüber.
Bei viertausend Gräber sind bisher geöffnet und ihr Inhalt gesichtet nnd geordnet in die
naturhistorischen Museen in Trieft nnd Wien gebracht worden. Er ist, verglichen mit dem,
was aus den Nekropolen von Hallstatt nnd Watsch ans Licht gefördert wurde, arm zu
neuueu uud beschränkt sich nebeu den entweder in thönerne Urnen oder in die bloße Erde
beigesetzten Resten des verbrannten Leichnams ans kleine irdene, theils aus freier Haud
gebildete, theils auf der Scheibe gedrehte Gefäße uud auf bronzene Schmucksachen, wie
Fibeln, Nadelu, Ringe, Armbänder und dergleichen. Eigenthümlich ist der aus eingedrückten
metallenen Nagelköpfen und Schuppen hergestellte Zierrat mancher Thongesäße und nicht
minder für diese Fundstätte charakteristisch sind eine Anzahl Fibeln, an deren halbkreis-
förmigem Bügel Ringe, Schellen, kleine Zangen oder Klapperbleche hängen. Ähnlichen
Bestandes ist die demselben Volke nnd ungefähr derselben Zeit ungehörige, nnr zwei
Meilen vou Sauta Lucia entfernte Grabstätte von Karfreit, von beiden aber wesentlich
verschieden die eine Stunde östlich gelegene von Jdria di Bazza. Was man sonst in
Gräbern nicht zu suchen pflegt, Pflugscharen, Sensen, Schaufeln, Hacken und andere
Geräthe der Laudwirthfchaft, ist hier in reicher Fülle zum Vorschein gekommen nnd
fanden sich iu der Nekropole vou Sauta Lucia bisher nur wenige Lanzenspitzen, so sind
in der von Jdria Waffen keine seltene Beigabe der Todten. Gehörten jene demnach einer
friedlichen, wohl den Venetern verwandten Bevölkerung an, so diese offenbar einer
kriegerischen, und in der That lassen uns die mitgefundenen Torqnes (aus Erz gedrehte
Halsringe) und Fibeln von specifisch keltischer Form nicht im Zweifel, daß hier Gallier
(Kelten) begraben liegen.
Sind auch im Gebiete Aqnilejas Gegenstände aus vorrömischer Zeit bisher spärlich
zn Tage getreten, so liegen doch für beide Perioden, sowohl für die venetische, wenn
man so sagen darf, als für die keltische, verschiedene Funde vor. Ersterer gehören einige
Fibeln, Glas- uud Berusteiuperleu und Thontöpfe an, wie sie in dem nahen, hart
vor dem nördlichen Thore der römischen Stadt gelegenen San Stesano ausgegraben
wurden. Letztere dagegen ist durch Münzsunde vertreten: silberne Didrachmen barbarischen
Gepräges mit den Bildnissen keltischer Könige und Inschriften in lateinischen Buchstaben,
sowie bronzene Obolen, durchwegs aus den letzten fünfzig Jahren vor der Gründung des
römischen Aquileja.
Kelten gaben bekanntlich dazn den ersten Anstoß. Von der ihnen eigenen Abenteuer-
lust getrieben, stieg 186 v. Chr. eine Schar von den Bergen in die Ebene hinab und
begann hier eine Stadt zu bauen. Rom hatte nur die Wahl, das kriegerische Volk an
den Thoren Italiens festen Fuß fassen zu lasseu oder deu strategisch uud mercantil
unvergleichlich günstig gelegenen Ort selbst zu besetzen. Es wählte das Letztere. Seinem
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch