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Machtworte fügten sich die von ihren Stammesgenossen im Stich gelassenen Gallier und
räumten das Feld. Aber erst 181 v. Chr., wie es auch soust zaudernd au die Erfüllung
seiner welthistorischen Aufgabe ging, saudte es, von den Umständen gedrängt, eine latinische
Colonie dahin ab. Fortan diente Aquileja als Stützpunkt iu den Kämpfen der Römer gegen
die unruhigen Völker Jstriens, Jllyriens und der Alpen, bis Octavianns Angnstus diese
der Reihe uach besiegend die Reichsgrenze an die Donau hinausschob. Damit beginnt
eine neue Epoche iu der Geschichte der Stadt. Je mehr ihre unmittelbare strategische
Bestimmung zurücktrat, desto mehr entwickelten sich in ihr Handel und Industrie. Die
Eroberung der Hinterländer erweiterte ihr Absatzgebiet und eröffnete neue Bezugsquellen.
Gold lieferte das Land der Taurisker, Eisen kam von den norischen Bergen. Zahlreich
sind die Gewerbe, welche erhaltene Inschriften bezeugen: Kleiderhändler, Walker, Tischler,
Bauhandwerker und Zimmerleute, ein Leinweber, ein Purpurfärber, ein Pikenschmied, ein
Silberarbeiter, ein Verkäufer orientalischer Perlen, dessen Laden das Schild „zur Stadt
Rom" führte u. s. w. Hierher ward der Bernstein von den Küsten der Ostsee gebracht
und hier wurde dieses im Alterthum so hoch geschätzte Material gleichwie der Berg-
krystall zu niedlichen Schmucksachen verarbeitet. Nirgends sonst trifft man dergleichen
Gegenstände in solcher Fülle wie in den Graburnen Aquilejas^. Hier war der Sitz
großer Töpfereien und einer ausgebreiteten Glasfabrikatton, wie auch die zahlreichen
Steinchen, welche man in unabsehbarer Menge im Bereich der umliegenden römischen
Provinzen, insbesondere längs der dalmatinischen Küste findet, Carneole, Amethyste,
Jaspisse und Onyxe mit eingeschnittenen Darstellungen aller Art Fabrikate aus Aquileja
zu sein scheinen. Erst die Gefährdung der Donaugrenze gibt der Stadt die ursprüngliche
militärische Bedeutung zurück und der dadurch bedingte wiederholte Aufenthalt römischer
Eäsareu iu ihren Mauern rückt sie in den Mittelpunkt des Interesses. So steht Aquileja
im späten Alterthum gläuzeuder da als je. Unrecht aber wäre es, wie gewöhnlich geschieht,
den Ort deshalb kunsthistorisch als Product der Zeit des tiefste» Versalls zu betrachten.
Was sich aus deu bisherigen Ausgrabungen für die Topographie des antiken
Aquileja ergibt, läßt sich in wenige Worte zusammenfassen. Da keine wesentlichen Terrain-
schwierigkeiten zu überwinden waren, konnte die Anlage der Stadt ziemlich regelmäßig
sein. Sie erstreckte sich, von einer Ausbiegung an der Nordseite abgesehen, in Form eines
zweimal so langen als breiten Trapezes von Süden uach Norden und war mit doppelten
Maueru, welche zwischeu sich einen Eorridor einschlössen, befestigt. Die südliche, gegen das
Meer gelegene Hälfte gehörte der ursprünglichen Colonie, die nördliche einer späteren
Erweiterung an. Während der größere Theil der Mauern massiv und solid aus quader-
' Die schönsten Bernsteinsachen aus Aquileja bewahren die öffentliche Bibliothek zu Udine, die Sammlung des Freiherrn
Eugcn Ritter-Zahony in Görz und das britische Museum in London.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch