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Säulen, welche letzteres tragen, blieben hierbei künstlerischer Erwägung überlassen. Eine
niedrige Mauer, auf deren oberem Rande Aschenurnen befestigt wurden (wie denn auch
die vier mit einem abnehmbaren pyramidenförmigen Dache versehenen ausgehöhlten Eck-
pfeiler als solche verwendet worden sind) umgab das luftige, etwa siebe« Meter hohe
Monument. Es gehört den an der Einfriedung augebrachten Inschriften nach dem ersten
nachchristlichen Jahrhundert an, erinnert aber durch seiue geschweiften Formen an die
späteren Bauten von Petra und Balbek.
Wie es scheint, schließen sich die erhaltenen christlichen Denkmäler Aqnilejas zeitlich
uumittelbar den antiken an. Denn wohl noch in das IV. Jahrhundert ist die Erbauung
des Baptisterinms zu setzen, eines octogonen, ursprünglich kuppelsörmig gedeckten Raumes
mit Nischeu au deu diagonalen Seiten und einem sechsseitigen Tansbruiineu in der Mitte,
den ein auf sechs granitenen Säulen ruhender Bogengang eingeschlossen hat. Und derselben
Zeit dürfte anch das Monogramm Christi aus Mouastero angehören, das als Geschenk
des Freiherrn Eugen von Ritter-Zahony in die kaiserliche Antikensammluug gelangt ist.
Als eine der ältesten Diöeesen der abendländischen Kirche, die nur Rom im Range
nachstand, war Aquileja gewiß schou früh der Mittelpunkt einer ausgebreiteten christliche»
Kuustübuug. Attilas wilde Horden hatten aber seine Größe für immer gebrochen (452).
Gleichwohl kehrte der Erzbischos Niketas aus Grado, wohin sein Vorgänger geflohen war,
nochmals nach dem alteu Sitze zurück. Aber hundert und sechzehn Jahre später (568) floh
vor den heranziehenden Longobarden Aqnilejas erster Patriarch Panlinns abermals nach
Grado und seine Nachfolger nahmen hier nuu bleibend ihre Residenz. Als 606 die neuen
Gewaltherren aus politischen Gründen die Wahl eines Gegenpatriarchen in Aqnileja
zuließen, spaltete sich die über Land und Meer gebietende Macht der antiken Metropole in
ihre Hälften, von welchen die maritime das Erbe Grados, die territoriale das Erbe des
nochmals aus Trümmern erstandenen Aquileja wurde. So erhobeu sich kaum zwei Meile«
vou einander zwei Patriarchensitze, deren feindlichen Gegensatz keine päpstliche Vermittlung
zu bauuen vermochte. Dieses Schisma, welches gleicherweise dort wie hier von allem
Anfang her den Keim des Verfalls legte, hat in den Basiliken beider Orte gewissermaßen
seinen monumentalen Ausdruck gefunden.
Der Dom von Grado, in Anlage, Constrnction und Decoratiou durchaus griechische»
Charakters, ist deshalb wahrscheinlich das Werk griechischer Baumeister, die der Patriarch
Helias (571 bis 586), selbst ein Grieche, zur Ausschmückung der neuen Residenz berufen
hatte. Er ist eine dreischiffige Basilica ohne Querhaus, mit einer Vorhalle, einer das
Mittelschiff abschließenden Apsis und einem um einige Stufen erhöhten, ursprünglich durch
marmorne Schränke» von dem übrigen Raum abgetrennten Chöre. Zwanzig Säulen,
deren Capitäler zum Theil antiken Bauten entnommen sind, tragen die Arkaden des
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch