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Langhauses. Sind anch die alten Fenster der Kirche bis auf eines in der Apsis, das nvch
die steinerne Vergitterung zeigt, verschwunden und ihre Wände der Mosaiken- und Marmor-
täseluug beraubt, so hat sich dafür ihr alter, aus weiße«, rothen und schwarzen Steiucheu
zusammengesetzter Fußboden erhalten uud bietet uns Ersatz für den Verlust so vieler
ähnlicher Werke, von welchen auderorteu wie in Parenzo, Zara, Veroua und Brescia nur
ärmliche Reste übriggeblieben sind. Mit seinem einfachen vegetabilischen oder geometrischen
Ornamente wechseln Inschriften ab, welche die Namen der Stifter und zuweilen die Maße
der auf Kosten derselben mit Mosaik belegten Bodenfläche uus zur Kenntniß bringen. Zur
selben Zeit wurden das Baptisterinm und die Kirche S. Maria delle Grazie erbaut, letztere
eine Wiederholung des Domes im Kleinen, an der die Anlage zweier Sacristeieu rechts
und links von der Apsis für den Einfluß byzantinischer Art besonders lehrreich ist.
Von eiuer späteren Bauthätigkeit im VIII. und IX. Jahrhundert, namentlich unter dem
Patriarchen Johannes dem Jüngeren (814 bis 818), die sich jedoch nur auf die reichere
Ausstattung der älteren Kirchen beschränkt zu haben scheint, trifft man noch manche Spuren.
So sind im Boden von S. Maria Fragmente eines Ciboriums eingelassen, das der
genannte Patriarch errichten ließ, und im Hofe neben dem Dom reichverzierte Bruchstücke
eines Parapets aus dieser Zeit, während andere ornamentirte Steine von gleichem Stile
zur Errichtung des sogenannten Patriarchenstuhls, der in seinem Innern steht, verwendet
wurden. Auch die Capitäler der sechs Säulchen, welche die Kanzel stützen, tragen das
Gepräge dieser Periode. Etwas später sind die Reliefs der vier Evangelistensymbole an
ihren Brüstungen zu setzen und erst im XV. Jahrhundert sichtlich nach dem Muster eiues
der beiden Ambonen von S. Marco ist der zierliche Aufbau mit seinen venetianischen
Spitzbogen entstanden.
Ungleich dem Dom von Grado, der in allem Wesentlichen das Gepräge einer
Banperiode festgehalten hat, stellt sich der von Aqnileja schon dem ersten Blick als keine
einheitliche Schöpfung dar. Es liegt auch ihm ei« älterer, mit einer halbrunden Apsis
abgeschlossener Bau zu Gruude. Das Querschiff dürfte uach der Weise der constautiilischeu
Basiliken schon in der ersten Anlage vorhanden gewesen sein. Eine durchgreifende
Umgestaltung der Kirche erfolgte unter Popos thatkräftigem Patriarchat (1019 bis 1025).
Damals erhielt sie die mit kleinen Apsiden uach Osten abgeschlossenen Kapellen in jedem
Kreuzarm, die Krypta und den erhöhten Chor. Auch die drei breite» Schiffe des Lang-
hauses gehen mindestens in ihrer heutigen Form auf diesen Umbau zurück. Aus Popos
Zeit stammt überdies der aus Quadern errichtete Glockenthurm mit Ausnahme der Glocken-
stube, die der Patriarch Bertrand (1334 bis 1350) aufführen ließ, uud er baute auch
deu sestuugsartigeu Patriarchenpalast, von dem nur mehr zwei Säulen übrig sind. Auf
eiue Wiederherstellung der Bafilica nach einem Erdbeben im XIV. Jahrhundert gehen die
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch