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die uns überkommenen Namen der Lignrer, der Jstrier und Libnrner an, ohne zu wissen,
welchem Sprachenstamm und welcher Race das eine oder das andere Volk angehörte.
Durch den allgemeinen Gebrauch der Todtenverbrennuug in den Urnenfeldern sind uns
nicht einmal die Schädel der einstigen Bewohner bewahrt worden, welche wenigstens
ganz allgemeine Schlüsse über deren Race gestatten würden. Auch hier also wird erst
im III. Jahrhundert v. Chr. mit dem Auftreten der Römer das Duukel der Geschichte
erhellt. Die Castellieri aber, wenn sie anch hier nnd da von den Römern noch vorgefunden
uud erstürmt wnrdeu, müssen in eine frühere Zeitepoche gesetzt werden, weil römische
Gegenstände nnr vereinzelt darin vorgefunden wurden.
Die Röinerzoit.
Zur Zeit, da Roms siegreiche Legionen über den Po drangen (230 v. Chr.), wohnten
in Jstrien: vom Timavns sReka) bis zur Arsia (Arsa) uud vou den blauen Flnten der
Adria bis zur Ocra (Tschitscheubodeu) die kühnen thrazischen und keltische» Seeräuber,
welche unter dem gemeinsamen Namen „Jstrer" zu einem Volke verschmolzen waren; von
der Ocra bis zum Albius (Schneeberg) die wilden und kriegslustigen Japyden, welche reine
Kelten waren; von der Arsia bis Tersatica (Finme) uud auf den Inseln die Liburuer,
tüchtige Seeleute, dabei sauft und gastfreundlich. Mit dem Falle Nesaktons (die Trümmer
dieses Ortes siud uoch bei Visace, nicht weit von Altura in der Nähe von Pola, zu sehe«)
saud der mit Erbitterung geführte istrische Krieg ei« Ende, der von 178 bis 177 v. Chr.
gedauert hatte. Dieser Krieg, der so meisterhast von Livins geschildert wurde uud deu
der römische Dichter Hostius eines Gedichtes für würdig hielt, wurde durch die See-
räubereieu der Jstrer veranlaßt und durch ihre Einfälle über den Timavus, durch welche
sie die Festsetzung der im Jahre 181 gegründeten Colonie Agnileja verhindern wollten.
Rom schlug Jstrieu zum cisalpiuischeu Gallieu nnd suchte sich den Besitz des Landes zu
sichern, indem es eine starke Besatzung von Bundesgenossen dort ließ, die Japyden unter-
warf (im Jahre 129), die Militärcolouieu Tergeste (Trieft) uud Pola, die „tadellus"
längs der Vena und auf dem Hochplateau der Ocra gründete und den mit Thürmen
befestigten Doppelwall von Tersatica bis Castra (Heidenschafft) errichtete, um die Durch-
lässe von Nauportus (Oberlaibach) uud Arae Postumiae (Adelsberg) zu verschließen. Dort
wo sich die Castellieri erhoben hatten, errichteten die Römer Kastelle und überdies sicherten
sie sich ihren Besitz durch Anlegung großer Heerstraßen; die wichtigste derselben war jene,
welche im Cvnsnlarbezirk Aqnileja, nnd zwar bei Trieft ihren Ausgang nahm, über den
Risano (Phormion) und Dragogna (Argaon) setzte, hierauf vou Buje (Bulea) iu das Thal
des Ouieto (Niugou) hinabstieg; von da zog sie sich über Castellier nach Parenzo (Colonia
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch