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großen Trajau ihre Entstehung verdanken. Der ,eurator« hatte die Aufsicht über die
Straßen, Brückeu und überhaupt über alle öffentlichen Banwerke. Nach Caracalla
(211 bis 217) erhielt auch Liburnien das Bürgerrecht — der Stadt Alboua war es sogar
schon unter Marc-Anrel im Jahre 174 gewährt worden — und die Liburner wurden
zur Abgabe ihrer Stimmen den Tribns Claudia uud Turia zugetheilt, während die Jstrer
schon seit Angustus in den Tribus Pupinia, Lemonia, Velinia, Publicia, Pomptina, Mecia
und Arniensis mitstimmten; ihre Patronin war in Rom die außerordentlich reiche Familie
der kassier. In Bezug auf das Militärwesen stand Jstrien uuter Aquileja und Ravenna,
Libnrnien uuter Ravenna und Scardoua.
Zu Bürgern Roms gemacht, ließen die Jstrer und Liburner nicht nur vollständig
von der Seeräuberei ab, welche ihre „serille- (eine Art leichter Fregatte») so berüchtigt
gemacht hatte, sondern widmeten sich auch dem Ackerbau, der Industrie uud dem Handel
(besonders gilt dies von den Liburuern, welche schon von früher her als sehr geschickte
Kaufleute uud kundige Seemänner in Ansehen standen); sie bekleideten die höchsten
Stellungen im Staate, thaten sich in der Kriegskunst und in der Politik hervor und
genossen alle Rechte der römischen Bürger. Jstrer war jener Titns Statilius Taurns,
welcher, ein Freund des Angnstns und des Agrippa, eonsul, pontikex, proevngul ^lriene
und Besieger der Dalmater war. Aus Jstrien waren die congules Petronins Probus,
Fabius Severus, Vibius Varus, der Legat des Tiberius und proconsul Thrakiens
Sestius Popelins. Die Inschriften erwähnen equites (M. Sempronius aus Pareuzo,
M. Aurelius Meuofilus aus Pola), ,praekeeti kabroruln" (Vorsteher der Gewerbe,
Lucius Papirianns), „procurawies alimevtorum" (Verpslegsverwalter, Titus Aelius),
und wir haben einen Unterpräsecten der ravennatischen Flotte in der Person des
T. Abndius Berns aus Parenzo, einen „ciuatuorvir" in Pnblins Martius, einen „prae-
keetus ?»nn0niÄe" in Publius Attilius uud „centuriones", „6eeuric>nes°, .tribuni
mililmes" in Capodistria, Pirano, Cittanova, Albvna, Bisinada, Rozzv, Bistro, Osserv.
Bon Jstrern wurden auch geistliche Ämter bekleidet, wie jene eines .arckiFolluZ" (Ober-
priester der Cybele, Pnblins Sintropius), „Imruspsx/ (Opferbeschauer, L. Berginins
Pudens), „sevir auFuswIis" (einer der sechs obersten Priester zu Ehren des Angnstns,
O. Sestius Callistns), „llamen" (Eigenpriester), „ll. Imclrianalis", „clÄuciialis". Unter
den Jstrern gab es endlich anch tüchtige Ärzte („urckiater«, erster Arzt am Kaiserhofe)
und Künstler. Sie durften selbst das Recht der „nmnumissio" ausübe», uud zwar
erfreuten sich in Jstrien dieses Vorzuges die Familien der Calpnrnier, Tertier, Marceller
in Agida (heute Capodistria), die Lucier, Attier, Testier und Vibier in Trieft; die
Septimier, Anrelier, Lnrier in Parenzo; die Crescentier und Cesier in Pola; die Oplier,
Clandier, Tnrier in Osserv und Alboua.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch