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Das milde Klima, der fruchtbare Boden, im Norden von dem mit dichten Wäldern
bedeckten Hochplateau geschützt, die sanft zum Meere abfallende Küste, reich au tiefen Ein-
buchtungen, machten Jstrien zur beliebten Erholungsstätte der reichsten und angesehensten
Familien Roms uud Italiens, und es war — wie Cassiodorius sagte — das Entzücke»
der Reichen, das Glück des müßig Bemittelten, das Campanien Ravenuas. Die Industrie
entwickelte sich hier wie durch einen Zauber uud der Ackerbau wurde zu hoher Blüte
gebracht. Der Purpur (bapliium) von Cissa, die groben Stoffe (osntones), die schachbrett-
artig gemusterten Gewebe (vestes scuwluwe), die Anstalten für Tuchwalkerei (kullonia),
die lawrariue von Pola, die der?ullnriae slZi'iom). die von Cervaria, die Steinbrüche
von Bistro, die Handwerkergenossenschaften (die ,purpurgrii°, „ckenäropliori", ,kadri",
,quu6ratk»rii°), der Wein, die Austern, das Nardenöl Jstrieus und Liburuias wurden von
Plinins, von Martial, Galenns, Clandianns gefeiert, auf Steiueu ist ihr Lob zu lesen, ans
Inschriften, Denkmälern, Münzen, die allenthalben reichlich gefunden werden, besonders
aber dort, wo die Crassus (wie iu Crassiza, Chersauo), die Agrippa sin Ripenda, Lanrana),
die Caesar (in Cervaria bei Parenzo) ihre Latifundien und verschwenderisch ausgestatteten
Landhäuser hatten mit ihren Scharen von Dienern, Clienten, Freigelassenen, ,»Huwres-.
Unter den wichtigsten Städten sind zu ueuuen: Pietas Julia, welches von Bespasian
Polentia, von Commodns Herculauea genannt wnrde, ferner Tergeste, Abforns (Ossero
auf der Insel Cherso) und Colonia Jnlia. Pola war reich an prächtigen Gebäuden, wie
das Amphitheater, das Theater, der Tempel des Angnstus und der Roma, der Triumph-
bogen des Sergius beweise»; sein Forum und sein für die Volksversammlungen bestimmter
Platz (die (üomitia) waren mit den Statuen des Nero, Marc-Anrel, Caraealla geschmückt,
ferner mit denen der Ulpia Severina, des Licinins und Maximianns; die Stadt war
berühmt wegeu ihrer Bäder, Aquäduete, wegen des Nymphaenms, des von einer'Doppel-
mauer umgebenen Capitols; sie hatte eine Bevölkerung von 36.000 Meufcheu, wobei
diejenigen uicht mitgezählt siud, welche außerhalb der Stadtmaueru auf den Hügeln
zerstreut wohnten, wie die See- und Handelsleute, die Sklaveu und das niedrige Bolk, das
gewöhnlich seine Geschäfte in den Werkstätten, auf dem Rindermarkt, auf deu „nunckinae"
(Jahr- und Wochenmärkten) betrieb. So war Pola die reichste nnd glänzendste Stadt
Jstriens. Aber unter allen seinen stolzen Bauten ragt das Amphitheater besonders hervor,
dieses kolossale Baudenkmal, welches den Wechselfällen so vieler Jahrhunderte getrotzt hat.
Am Fuße des Hügels, der auf das Meer hinausblickt, erbaut, hat es die Form einer
Ellipse, deren große Axe 137 Meter, deren kleine 11t) Meter lang ist; es steht daher an
Größe dem Colossenm und dem Amphitheater von Verona nach, da es nicht mehr als
20.000 bis 25.000 Zuschauer fassen konnte, aber es übertrifft diese beiden Bauten an
Eleganz und Zierlichkeit der Form. Es ist in vier Ordnungen getheilt, jedoch sind alle vier
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch