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Die beständigen Kriege hatten äußerst verderblich auf die ganze Provinz gewirkt.
Dazu kamen verderbliche Seuchen, von denen die letzte, im Jahre 1630, die furchtbarste
war; sie brachte die Einwohnerzahl Polas auf 300, die von Parenzo auf 100 herab.
Um die durch so viele Heimsuchungen decimirte Provinz wieder zu bevölkern, versetzten
im XVI. und XVII. Jahrhundert sowohl die Erzherzoge von Österreich, als auch die
Veuetiauer in die verödeten Gegenden, besonders zwischen dem Quieto und der Arsa,
Morlaken, — das waren slavische Landleute aus Bosnien und der Herzegowina, welche
beim Heranrücken der Türken in den angrenzenden Provinzen Zuflucht und Schutz suchten.
Es kamen auch Griechen aus Morea, Albaueseu, Rumäueu. Auf der Hochebene des Karstes
dagegen siedelten sich in der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts die Tschitschen an, ein
größtentheils rumänisches Volk, das sich vou dem in Makedonien wohnenden Hauptstamm
losgelöst hatte und in die Herzegowina gewandert war; von dort floh es, gemischt mit
kroatischen Elementen, beim Vordringen der Türken, nahm seinen Weg über Veglia und
drang in den Karst bis ins Innere des Gebietes von Trieft. Die letzte slavische Eolonie,
die (1657) nach Jstrieu gebracht wurde, war die aus Montenegrinern bestehende von
Perm bei Pola.
Die Ereignisse, durch welche die veuetiauische Republik ihr Eude saud, siud allbekannt.
Auf Grund der Präliminarien von Leoben besetzten die österreichischen Truppen schon im
Juni 1797 auch das veuetiauische Jstrieu. Der Friede von Camposormio bestätigte diese
Erwerbuug. Österreich schonte die politische Verfassuug uud die kirchlichen Einrichtungen
seiner neuen Provinz, ja es dehnte noch die Autonomie der Städte aus, indem es ihueu
die bis dahin von dem venetianischen Bürgermeister ausgeübten Rechte verlieh. Der
Handel, nicht mehr einzig und allein auf den Hafen Venedigs beschränkt, konnte sich ans
alle österreichischen Häfen erstrecken. Nur weuige Jahre blieb dieser Theil Jstrieus im
Besitze Österreichs, im Frieden von Preßburg (1805) wurde er au Napoleon abgetreten
und von diesem dem neu errichteten Königreich Italien einverleibt. Die Baronien wurden
unterdrückt, alle Privilegien abgeschafft, die religiösen Stistuugeu beschränkt und drückende
neue Steuern der Provinz auferlegt, während ihre blühende Handelsflotte durch den See-
krieg, welchen Frankreich damals gegen England führte, fast ganz vernichtet wurde. Daher
war die Bevölkerung mit der ueuen Regierung sehr unzufrieden, und als 1809 der Krieg
zwischen Frankreich und Österreich ausbrach, erhob sich auch in den Küstenstädten vielfach
das Volk zu Guusteu des letzteren. Der Krieg endete mit dem Siege Frankreichs und
durch den Frieden von Schönbrunn wurde» außer anderen Provinzen auch Görz, Trieft
und Österreichisch-Jstrieu (die Grafschaft Jstrieu) au deu Sieger abgetreten. Napoleon
trennte das ehemals veuetiauische Jstrieu von dem Königreich Italien und vereinigte es
mit dem diesseits des Monte Maggiore gelegeneu Österreichisch-Jstrieu zum „Verwaltuugs-
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch