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allen Volksschulen der Unterricht ertheilt wird, allmälig das ursprüngliche Idiom,
obwohl der Priester von der Kanzel zu seiner Gemeinde noch zumeist in demselben spricht.'
Im Osten mit Stannnesgenossen, welche audere Länder der Monarchie bewohnen, im
Zusammenhang sind im Hochgebirge, im Berg- und Hügelland und wo, wie vorher
erwähnt, die Thäler des Jsonzo und der Wippach südlich von Görz gemeinsam sich zn
einem Landstrich abdachen, der den letzten Abschluß der großen oberitalischen Ebene
bildet, Sloveuen ansäßig, Söhne jenes Volkes, welches das letzte Glied in der langen
Kette von Wanderzügen ist, denen eine ihrer hervorragendsten Gestalten, der gewaltige
Hunnenkönig Etzel, gerade in diesem Lande in der Trümmerstätte von Aqnileja ein
entsetzliches, heute noch deu Besucher tief ergreifendes Denkmal gesetzt hat. Der Slovene
verräth durch gewisse Verschiedenheiten der Aussprache, welchem Landestheil, selbst
welchem Thal er angehört, ohne daß man aber auch nur von mehreren Dialecten seiner
Sprache reden könnte. Die Anzahl der Deutschen im Lande ist eine geringe. Sie setzt sich
aus einzelnen Gewerbetreibenden nnd Industriellen, aus angestellten oder ihre Ruhegeuüsse
verzehrenden Staatsdienern und aus Gliedern adeliger Geschlechter zusammen. Wie schon
daraus geschlossen werden kann, befinden sie sich über das ganze Land zerstreut, so daß es
in demselben keine einzige deutsche Gemeinde gibt. Das ist indeß erst das Ergebniß im
Lanse der Zeiten ersolgter Wandlungen.
Am Hochplateau des Teruovauer Waldes siedelten sich unter der Regierung der
Kaiserin Maria Theresia, von der landesfürstlichen Forstverwaltnng berufen, deutsche
Holzarbeiter aus Niederösterreich an. Die Niederlassung heißt ?ii bei den
Deutschen, allein abgesehen von den ausschließlich deutschen Zunamen mahnt nichts mehr
an die Abkunft ihrer Bewohner. Größere deutsche Einwanderungen sind im XIV. Jahr-
hundert aus dem Pnsterthal, welches damals unter der Herrschaft der Görzer Grafen und
in Beziehungen zu den Patriarchen von Aqnileja stand, auf Veranlassung der letzteren
nach dem Baca-Thal und deu südlichen Hängen des die krainerische Wochein von dem
genannten Thal trennenden Gebirgsrücken erfolgt. Die Ortschaften Deutschruth, Starzisce
und Podberda wurdeu durch sie bevölkert. Ihre Einwohner blieben zwar mit größerer
Zähigkeit der alten Stammesart getreu, sind aber hente, viele Namen ebenfalls abgerechnet,
vollständig Slovenen geworden. Trotzdem bezeichnen sie noch immer viele Gegenstände
des täglichen Gebrauchs mit dentschen Ausdrücke» und ihre Aussprache des Slovenischen
unterscheidet sie einigermaßen von den ursprünglichen Slovenen der Nachbarschaft, die sie
selbst «pruvi slovenci" — rechte Slovenen — nennen. Dessenungeachtet ist die Kenntniß
der deutschen Sprache im Lande allgemein verbreitet. Am dichtesten gedrängt wohnen die
Deutschen in der Landeshauptstadt Görz, in deren Straßen italienische, srianlische, deutsche
und slavische Laute wirr durcheinanderkliugeu.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Band 10
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Das Küstenland
- Band
- 10
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.63 x 22.44 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch