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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Das Küstenland, Band 10
Seite - 168 -
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168 Zunge nicht einen Kriegshelden, sondern einen Meister des Wortes und Gedankens herübergeholt hat, um an ihm ihre mythenbildende Kraft zu versuchen. Allerdings mnß zu theilweiser Erklärung beigefügt werden, daß einstmals zwischen Tolmein und dem obereil Jsonzo-Thal überhaupt und dem italienischen Friaul recht lebhafte Wechselbeziehungen herrschten. Sie finden ebenfalls in einer anderen Erzählung Ausdruck, in welcher sich überdies unschwer Anklänge an die deutsche Faust-Sage erkennen lassen. Sie stammt aus Drezuica unter dem Kern. Bauersleute aus Trenta, unweit der Quellen des Jsouzo, sandten ihren Sohn nach Udine, um Studien obzuliegen, und versahen ihn vom väterlichen Hause aus mit Lebens- mitteln. Da fiel einmal im Gebirge so reichlich Schnee, daß alle Verbindung unterbrochen wurde. Nachdem der Student lange vergeblich auf die gewohnte Unterstützung gewartet hatte, wußte er sich nicht anders zu helfen, als daß er sich dem Bösen verschrieb, der ihm Hilfe brachte. Das Verhältniß wurde ihm jedoch zur Last und um es zu lösen, wandte er sich um Rath an die heilige Sibylle. Diese gab ihm das Mittel an, sich der Herrschaft des Bösen zu entziehen, und verlieh ihm außerdem die Gabe der Weissagung; doch blieb es ihm untersagt, wie er gewünscht hatte, sich dem Priesterstand zu weihen. Unter anderem sagte der Student aus Trenta vorher, es würden einst von Westen zahllose Scharen von Feinden mit Bocksbärten über das Gebiet von Tolmein hereinbrechen, sie würden es von Grund aus verwüsten und alle Männer aus demselben mit sich führen, so daß die Zurück- bleibenden leicht im Schatten eines einzigen Nußbaums Platz fänden. Die Weiber würden dann sich so heftig nach Männern sehnen, daß sie von Berg zu Berg eilen würden, weil sie irgendwo eines Mannes Rock auf dem Bodeu liegen zu sehen vermeinten. Erreichten sie aber die betreffende Stelle, so fänden sie nur eine« modernden Klotz. Aus Hnda Jnzna an der Baea im Tolmein'schen berichtet man folgende Erzählung: Ein Soldat mußte in den Krieg und ließ sein Liebchen mit dem Versprechen zurück wieder- zukommen, falls sie ihm die Treue bewahre. Der Krieg war zu Ende, da klingelte es eines Nachts an des Liebchens Thür. Sie rafft sich vom Bett auf und stürzt hinaus, wo der Geliebte sie hinter sich aufs Pferd hebt und dann mit ihr in rasender Schnelle davonjagt. Dabei spricht er zu ihr: „Sieh nur mein Liebchen, wie hell der Mond scheint und wie schnell die Todten reiten." Endlich langt das Paar an einem Friedhof an. Er springt vom Pferde uud stürzt in ein Grab, in welches er sein Liebchen hinunterzuziehen sich bemüht. Ihr gelingt es indeß, sich aus seinen Armen loszumachen, und sie flüchtet in die Todten- kammer, wo sie mit Hilfe eines anderen Todten, der darin aufgebahrt lag, sich schließlich ganz befreit. Sie macht sich auf den Rückweg nach ihrer Heimat und dort eingetroffen wird sie gewahr, daß sie eine lange, lange Zeit davon ferne geblieben ist, denn sie findet Niemand mehr, der sie erkennt oder den sie vor ihrer gewaltsamen Entführung gekannt hatte.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Das Küstenland, Band 10
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Das Küstenland
Band
10
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.63 x 22.44 cm
Seiten
390
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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